Cotswolds Urlaub – Auszeit alleine
Last Updated on 22. März 2022 by Julia Schattauer
Inhalt
Last Updated on 22. März 2022 by Julia Schattauer
Ich sitze im Schaukelstuhl. Aus dem Dachfenster sehe ich pompöse Wolken vorbeiziehen, die aussehen wie große Dampfer auf dem Rhein. Die Morgensonne setzt sie mit Spotlight in Szene und ich könnte ihnen ewig beim Vorüberziehen nachblicken. Mein Cotswolds Urlaub ist eine kleine Auszeit allein. Genau das, wonach ich mich seit Monaten sehne.
Der Schaukelstuhl wippt gemütlich und bei all der Heimeligkeit bin ich flatterig. Mal schaue ich aus dem Fenster, mal schnappe ich mein Buch und lese gedankenlos ein paar Wörter. Dann greife ich wieder nach Stift und Notizbuche und schreibe meine Gedanken nieder, doch dann lenken wieder die Lichtspiele meine Aufmerksamkeit auf sich. Ich schaue den Sonnenstrahlen zu, die wie kleine Funken auf dem Teppich tanzen. Licht und Schatten bilden Muster, die Geschichten erzählen könnten.
Zwei Tage für mich
Seit gestern bin ich hier in den Cotswolds, nur etwa eine halbe Stunde von Oxford entfernt. In einer kleinen Hütte, die wohl mal eine Garage war, auch wenn man davon nicht mehr viel sieht. Kleine Hütte klingt auch viel schöner. Ich habe mich sobald wieder Übernachtungen in Ferienwohnungen erlaubt waren, gleich für zwei Nächte eingemietet. Einfach schreiben, kreativ sein. Seele baumeln lassen. Tapetenwechsel. So eine Auszeit alleine brauche ich öfter. Mal nur für eine Nacht im Hotel oder auch mal einen Monat allein in Sri Lanka.
Zwei Tage ganz für mich, umgeben von der wunderschönen Landschaft der Cotwolds. Wiesen, Hügel und Schäfchen, ein typisches englischen Dorf mit beigen Cottages, Pubs und engen Sträßchen. Dieser kleine Cotswolds-Urlaub ist ein Geschenk an mich. Ich sollte also vollkommen entspannt und happy sein. Ich bin hier im Mini-Urlaub, kann tun und lassen, was ich will. Ich habe genügend Lesestoff eingepackt, den Laptop dabei zum Arbeiten, viele ungesunde Snacks und einige Filme im Gepäck. Ich bin auf alles vorbereitet, produktive Kreativzeit oder totales Nichtstun.
Doch ich bin hibbelig, kann mich nicht konzentrieren und gleichzeitig nicht entspannen. Mir scheint es, als sei mein Geist nach all den Monaten in der immer gleichen Wohnung und wenig Abwechslung überfordert mit seinen Möglichkeiten. Einfach mal sehen, auf was ich Lust habe – das kommt mir gerade wie eine riesige Herausforderung vor.
Meine kleine Hütte hat ein riesiges Bett, einen gemütlichen Schaukelstuhl, einen bequemen Sessel und eine kleine Terrasse. Mehr brauche ich gerade nicht. Wobei: Über eine Badewanne hätte ich mich noch gefreut. Die vermisse ich seit unserem Umzug nach Oxford vor einem guten halben Jahr ziemlich stark. Gestern habe ich ein bisschen gearbeitet und dann einfach gefaulenzt, mir Mac’n’Cheese in der Mikrowelle gemacht und statt zu lesen, ein paar Filme geguckt.
Auszeiten, mal kreativ mal ganz entspannt
Heute morgen bin ich aufgewacht und habe den Elan am Morgen genutzt, um meinen anstehenden Artikel fertig zu bekommen. Jetzt sitze ich hier und fühle mich ein wenig verloren mit mir selbst. Ich rappel mich auf und mache das einzig Sinnvolle: Ich ziehe meine Jacke an, die typische winddichte Steppjacke, mit der man dem unbeständigen englischen Wetter trotzt, schnüre meine Stiefel und gehe nach draußen.
Die Sonne scheint wärmer als gedacht auf mein Gesicht. Ich laufe eine kleine Straße entlang, eher ein Feldweg, und suche das Tor, das mir die Besitzerin der Unterkunft vorher noch beschrieben hatte. Etwas unsicher gehe ich am Feld entlang, bis ich vor mir andere Spaziergänger entdecke und mich mit genügend Abstand an ihre Fersen hefte. Da taucht das Tor auf, das dafür sorgt, dass die Kühe auf der anderen Seite bleiben, und ich gehe hindurch. Ich folge dem Feldweg auf der anderen Seite nach oben auf eine Anhöhe und lasse den Blick schweifen.
Cotswolds, außergewöhnlich schön
Die Cotswolds, eine Region Englands, die sich von Südwesten nach Nordosten durch sechs Grafschaften erstreckt, beginnt nur etwa 20 Fahrminuten von Oxford entfernt. „Das Herz Englands“ ist der Ort, wo die Londoner am Wochenende Landluft schnuppern, wo unzählige Herrenhäuser stehen und Promis ihre Feriendomizile haben. Beim Cotwolds Urlaub gibt es England-Idylle wie im Bilderbuch. Sanfte grüne Hügel, jede Menge Schafe und Kühe und Dörfer, von denen eines charmanter ist als das nächste.
Die Häuser und Cottages sind aus beigefarbenem Sandstein gebaut, die Pubs sind urig und gerade im Sommer entwickelt sich hier zu normalen Zeiten ein ganz schönes Gewimmel. Doch irgendwo findet man auch in den Cotswolds immer ein Plätzchen in der Natur ganz für sich allein. 1966 wurden die Cotswolds übrigens zur „Area of Outstanding Natural Beauty“ erklärt.
Nachdem meine Augen den Weitblick auf grünen Wiesen genossen haben, gehe ich in den Wald. Wälder sind hier in der Region meist klein und eher licht. Die Sonne scheint hell durch die Blätter, die Vögel zwitschern fröhlich und von Weitem höre ich Kinder juchzen. Ich bin auf dem Gelände der Banbury Hill Farm angekommen. Hier gibt es einen Campingplatz, ein Disc-Golf-Platz, ein paar Tiere und mit der „The Old Shed“ ein Café mit großem Außenbereich.
Ich spaziere durch die Bäume bis ich bereits die Schafe blöken höre. Ich gehe zielstrebig auf sie zu, begrüße auch die Ziegen und widme meine Zeit besonders lange den Eseln. Ich könnte ihnen noch Stunden zuschauen, doch irgendwann reiße ich mich los und nehme auf der Terrasse des Cafés Platz. Es ist gut was los und ich bestelle mir einen Kaffee und einen unfassbar süßen, aber doll leckeren Biscoff Flapjack, eine Art Nuss-Keks-Riegel. Ich bin hin- und hergerissen. So sehr ich es in diesem Moment genieße, in einem Café zu sein, so anstrengend finde ich die Menschen ringsum. Mein Herz fährt Achterbahn.
Auch wenn ich draußen sitze, bin ich es einfach nicht mehr gewohnt und die Kinder kommen mir so wahnsinnig laut vor. Dieses seltsame Gefühl der Menschenscheu ist mir in den letzten Wochen ganz deutlich bewusst geworden. So sehr ich mich danach sehne auf Konzerte zu gehen und in volle Bars, so sehr ist das Gefühl von Abstandhalten in Mark und Bein übergegangen. Ob sich das so schnell wieder ändern wird?
Ich esse und trinke fertig und mache mich lieber wieder auf den Weg in die Natur. Ich drehe eine große Runde im Wald, setze mich auf einen Stein und starre eine Weile einfach auf die Bäume, an denen die ersten Blüten knospen. Ich trödele auf dem Rückweg herum, nehme Abzweigungen und halte immer wieder inne. Ich lasse meine Gedanken einfach schweifen. Etwas, was mir seit Wochen schwerfällt, gelingt mir hier im Wald ganz mühelos.
So ein englisches Cottage wäre doch was …
Als ich zurück im Dorf bin, biege ich ab und gehe in Richtung Zentrum. Charlbury ist ein typisches kleines Cotswolds-Dorf. Knapp 3000 Menschen leben hier. Ich flaniere durch kleine Gassen, grüße höflich alle, die mir begegnen und bewundere die vielen kleinen Steinhäuser, die es mir hier in der Region einfach angetan haben. In so einem englischen Cottage zu wohnen, das könnte ich mir eigentlich sehr gut vorstellen.
Ich komme am „The Bull“ vorbei, dem lokalen Pub, wo gerade emsig der Außenbereich fitgemacht wird, um endlich wieder Gäste zu empfangen. Ich mache einen Abstecher zur großen Kirche und dem Friedhof, um mich dann langsam wieder auf den Weg zu meiner Hütte zu machen. Unterwegs begegnet mir noch ein Reiter, ein viel zu groß wirkender Bus aus Oxford drängt sich durch die engen Straßen.
Als ich wieder in meiner Hütte bin, merke ich, dass ich ganz schön geschafft bin. Ich bin froh, wieder in meinem kleinen Domizil zu sein. Ich bin es einfach nicht mehr gewohnt, so viele Eindrücke zu haben. Nach der unendlich langen und ereignislosen Lockdownzeit fühlt sich mein Tag heute wie ein ganzer Sightseeing-Trip an. Ich mache es mir im Schaukelstuhl gemütlich, nehme mein Buch in die Hand und schaue doch der Sonne beim Untergehen zu.
Anreise Cotswolds
Viele Dörfer und Städte der Cotswolds sind gut mit Zug und Bus erreichbar. Wem das Linksfahren nichts ausmacht, kann sich ein Auto leihen und die Gegend noch flexibler erkunden. Wer auch Lust auf eine, mehr oder weniger, kreative Auszeit in einer Hütte hat, wird am besten bei Airbnb fündig. Schäferwagen, kleine Hütten oder große Cottages – hier gibt es eine riesige Auswahl an besonderen Unterkünften für deinen Cotswolds Urlaub.
Übrigens: Am besten verbindest du natürlich deinen Cotswolds Urlaub mit einem Besuch in Oxford oder umgekehrt: Wenn du in Oxford bist, solltest du zumindest einen Tagesausflug in die Cotswolds einplanen. Am entspanntesten ist es aber, wenn du dir ein paar Tage mehr Zeit nimmst.
Lust auf eine Auszeit im Spätsommer? Dann lege ich dir Skane ans Herz!
Oder wie wäre es mit einem Ausflug nach Notting Hill?
13 Kommentare
Tanja
Liebe Julia,
toll, dass du uns an dieser Auszeit teilhaben lässt. Das sieht wirklich urgemütlich aus und es liest sich so toll. Am liebsten würde ich jetzt gleich direkt auf eine solche, kleine Auszeit starten. Am liebsten ebenfalls in solch ein charmantes Cottage. Traumhaft!
Viele Grüße
Tanja
Julia Schattauer
Danke dir, liebe Tanja! Für solche kleine Auszeiten sind die Cotswolds einfach perfekt. So gemütlich!
Christiane
Hallo Julia, das hast du alles sehr treffend zusammengefasst. Ich glaube mir geht es auch so, daß die Welt nach Corona mich erst mal überfordert, aber trotzdem kann ich es gar nicht erwarten loszuziehen. So ein Cottage in den Cotsworld wäre dafür unbedingt perfekt. Danke fürs Teilen. LG Christiane
Julia Schattauer
Danke Christiane! genau, dieser Zwiespalt ist so verrückt! Aber ich glaube so eine Cottage-Auszeit ist für den Anfang genau das Richtige!
Travelsanne
Liebe Julia,
wie herrlich! In den Cotswolds war ich auch mal auf einer Geschäftsreise und habe mich so in diese Ecke verliebt. Die entzückenden Cottages, die Steinmauern und die vielen Schafe! Hach, ich möchte zu gerne noch einmal dorthin.
Viele Grüße von Sanne
Julia Schattauer
Sanne, genau so ist es, gemütlich und charmant! Bin so froh, dass wir da in der Nähe wohnen!
Elke
Liebe Julia,
ich bin auch großer UK-Fan. In die Cotswolds habe ich es noch nicht geschafft. Dein Artikel hat aber große Lust darauf gemacht! Wenn wir nur endlich wieder auf die Inseln reisen dürften …
Liebe Grüße
Elke
Julia Schattauer
Das freut mich, dass ich dir Lust auf die Cotswolds machen konnte, Elke! Es lohnt sich auf jeden Fall. Ich drücke die Daumen für uns alle, dass das Reisen bald besser möglich ist.
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