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Pfaffenstein: Ein Tagesausflug in die Sächsische Schweiz

Last Updated on 12. Mai 2021 by Julia Schattauer

Last Updated on 12. Mai 2021 by Julia Schattauer

Ausblick vom Pfaffenstein. Foto: Julia Schattauer
Ausblick vom Pfaffenstein. Foto: Julia Schattauer

„Nie wieder“, denke ich, „nie wieder!“. Mein Kopf ist hochrot, ich schwitze und mein Herz pocht heftig in meiner Brust.

Hab ich schon erwähnt, dass ich ein absoluter Sportmuffel bin? Ich hasse das Gefühl von Anstrengung in der Lunge, Muskelkater ist für mich die Hölle. Ich erinnere mich sehr gut an das letzte Mal, als ich die Worte „Nie wieder!“ mit vernichtendem Blick an Manu, meinen Freund, richtete.

Es war in Indien, genauer in Hampi mit seiner skurrilen Felsenlandschaft und wir quälten uns bei mindestens 40°C und praller Mittagssonne mehrere hundert Stufen zum Hanumantempel hoch. Ich dachte wahrhaftig, dass ich sterben muss. An einem Hitzschlag, Dehydrierung, Erschöpfung, was auch immer.
Und was mache ich? Schon wieder quäle ich mich schmale und anstrengend unregelmäßige Treppenstufen hoch, durch enge Felsspalten, die man nur mit Idealgewicht passieren kann. Nicht ganz so heiß wie damals aber trotzdem viel zu anstrengend. Die letzten Meter legen wir auf einer Art Leiter zurück. Noch eine Stufe und ich habe das „Nadelöhr“ erfolgreich erklommen. Geschafft.

Zugegeben, so schlimm war es doch nicht. Vielleicht neige ich dazu etwas zu übertreiben, zumindest was sportliche Betätigung angeht. Aber anstrengend war es wirklich. Zu meiner Verteidigung sei gesagt, der Weg vom Königsteiner Bahnhof bis hin zum Nadelöhr ist schon nicht ohne: Das kleine Gässchen „Pfaffenberg“ ist so steil, dass man schon fix und fertig ist, bevor man den Pfaffenstein überhaupt erreicht.

Ziemlich steil... Foto: Julia Schattauer
Ziemlich steil… Foto: Julia Schattauer

Oben angekommen hüpfen wir über besorgniserregend große Felsspalten auf das Plateau. Vor uns tut sich der Abgrund auf. Ich glaube gute 400 Meter ist der Berg hoch und meine Knie sind weich. Wir setzen uns mit genügend Sicherheitsabstand zum Rand und packen unser eilig zusammen gepacktes Picknick aus. Kekse, Bananen, Limo.

Ein kleiner Junge von vielleicht 8 Jahren springt vergnügt quietschend, in seinen Bewegungen einer Bergziege ähnelnd, gefährlich nah an den Abgrund. Mir stockt der Atem. Panisch möchte ich aufspringen, doch seine Mutter ruft schon in zu beneidender Seelenruhe: „Basti, mach ma bisschen langsam“ und wendet sich wieder dem Gespräch mit ihrer Freundin zu.

Bisschen auf cool machen am Abgrund. Foto: Julia Schattauer
Bisschen auf cool machen am Abgrund. Foto: Julia Schattauer

Seit wann bin ich eigentlich so ein verdammter Schisser? Ständig sehe ich Katastrophen, Unfälle und böse Absichten. Hatte ich eigentlich schon immer Höhenangst? Ich glaube nicht. Mich selbst ermahnend, mal endlich wieder etwas lockerer zu werden, richte ich den Blick in die Weite. Erst jetzt begreife ich, welche im wahrsten Sinne atemberaubende Aussicht man hier hat. Hier oben vom Pfaffenstein aus bietet sich ein grandioser Blick über das Elbsandsteingebirge der Sächsischen Schweiz. Die imposante Festung Königsstein (oder wie die Freundin der Mutter meinte „dieser Hügel mit dem großen Haus“) befindet sich direkt gegenüber von uns.
Mit uns sitzen, neben der entspannten Mutter samt Freundin und Kind, ein älteres Pärchen in komplettem Wanderoutfit und ein junges Pärchen, das mit Ballerinas und Budapester hier hoch gelaufen ist. Der Berg ist ein beliebtes Ausflugsziel, schon seit dem 19. Jahrhundert übrigens, und dementsprechend gut frequentiert sind die Wege und Aussichtspunkte. Davor war der Pfaffenstein häufig Zufluchtsort. So zum Beispiel im 30-jährigen Krieg, als die Bevölkerung hier vor den Soldaten Zuflucht fand.

Die Festung Königstein. Foto: Julia Schattauer
Die Festung Königstein. Foto: Julia Schattauer

Von den Strapazen erholt, packen wir unsere Sachen zusammen, wandern ein bisschen umher und schauen von allen Himmelsrichtungen die Steilwände hinab. Fast überall sieht man Kletterer, die die Sandsteinfelsen erklimmen. Ganze Kinderscharen hängen an Seilen gesichert in den Wänden. Ich bewundere den Mut und schmunzele über die kleinen Zwerge, denen der Ehrgeiz in die Gesichter geschrieben ist.

Weiter geht es am Gasthaus vorbei zur Barbarine ganz im Südosten des Plateaus. Die rund 40 Meter hohe Felsnadel ist ein Naturdenkmal und das Wahrzeichen der Sächsischen Schweiz. Doch wie es mit Wahrzeichen so oft ist, finde ich die Barbarine nicht sonderlich herausragend. Das ganze Areal ist so imposant, dass der skurrile Felsen nur ein Teil davon ist. Die Geschichte zum Felsen besagt, dass eine Mutter ihre ungehorsame Tochter zu Stein verwünschte. Statt wie geheißen in die Kirche zu gehen, verbrachte das Mädchen ihren Tag lieber in der Natur. Der Name „Barbarine“ geht auf das Mädchen zurück, das nun in Stein verwandelt ihr Dasein fristet.

Die Barbarine. Sieht für mich nicht unbedingt nach Jungfrau aus... Foto: Julia Schattauer
Die Barbarine. Sieht für mich nicht unbedingt nach Jungfrau aus… Foto: Julia Schattauer

Wir machen uns langsam auf den Rückweg und wählen den gemütlichen Weg. Ganze drei Möglichkeiten zum Auf- und Abstieg gibt es nämlich: das Nadelöhr, den Klammweg und den bequemen Weg. Ganz entspannt geht es für uns also zurück zum Bahnhof. Von dort fahren wir nach Dresden. Bei Chay Viet lassen wir den Tag ausklingen und meine vegetarische Ente sieht so echt aus, dass ich vorsichtshalber nachfrage, ob es sich auch wirklich nicht um Fleisch handelt. Selbst mein Freund, der gern Ente ist, konnte nicht mit Gewissheit sagen, ob sie vegetarisch ist. Mit vollgestopften Bäuchen und müden Beinen geht es am Abend mit dem Bus zurück nach Berlin und ins wohlverdiente Bettchen.

Vegetarische Ente. Jawohl. Foto: Julia Schattauer
Vegetarische Ente. Jawohl. Foto: Julia Schattauer

Der Ausflug in die Sächsische Schweiz zeigt mir mal wieder, dass man kleine und große Abenteuer nicht immer in der Ferne suchen muss. So oft habe ich mir schon vorgenommen, mehr in der Umgebung zu unternehmen. In Deutschland gibt es so viel zu entdecken: Rhein, Schwarzwald, Alpen. Und auch um Berlin herum habe ich noch so einiges auf der Liste, wie zum Beispiel die Kreidefelsen auf Rügen oder den Spreewald. Das Schöne kann so nah sein.

Dramatischer Himmel. Foto: Julia Schattauer
Dramatischer Himmel. Foto: Julia Schattauer

Anfahrt:

Unser Wandertag in der Sächsischen Schweiz war ein Tagesausflug von Berlin aus. Mit den Fernbussen kommt man in 2 1/2 Stunden für ca. 7 Euro einfache Fahrt nach Dresden. Von dort fährt (sowohl vom Hauptbahnhof, als auch von Dresden Neustadt) die S1 in rund 45 Minuten nach Königstein. Das Familienticket gilt den ganzen Tag und kostet 19 Euro.

Das Städtchen Königstein. Foto: Julia Schattauer
Das Städtchen Königstein. Foto: Julia Schattauer

Wanderroute:

Vom Bahnhof Königstein folgt man dem „grünen Punkt“ zum Pfaffenstein. Man passiert den ziemlich steilen „Paffenberg“ und folgt dann einige Zeit einem Weg vorbei an Feldern und Wäldern. Als Aufstieg wählten wir die steile Route durch das Nadelöhr und als Abstieg den „bequemen Weg“. Man kann zwischen diesen zwei Wegen und dem Klammweg als Auf- und Abstieg wählen.

Zeitmanagement:

Wir nahmen den Bus um 9:30 und waren um kurz nach 13 Uhr in Königstein. Mit einigen Pausen und gemäßigtem Tempo verbrachten wir gute drei Stunden auf dem Pfaffenstein.DSC_0654 DSC_0642 DSC_0600 DSC_0636 DSC_0596 DSC_0558 DSC_0583

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