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Kolumnen,  Ortsunabhängig

8 Sätze, die ein Texter für unter 5 Cent pro Wort nicht hören will

Last Updated on 12. Mai 2021 by Julia Schattauer

Last Updated on 12. Mai 2021 by Julia Schattauer

home-office-595476_1280Ich bin Freelancer und ich schreibe. Früher auch für unter 5 Cent pro Wort. Jetzt nicht mehr.

1. „Das klingt in meinen Ohren ganz schön teuer. Auf gängigen Plattformen finde ich auch Texter für 1-2 Cent pro Wort.“

Es gibt zwei Arten von Kunden, die so antworten: Oft engagieren die Leute zum ersten Mal einen Texter und haben einfach keine Ahnung. Denen erkläre ich gerne, dass ich von diesen Texten lebe. Bei 2 Cent pro Wort bekomme ich für einen Text mit 500 -700 Wörtern zwischen 10 und 14 Euro. Vielleicht habe ich noch einen Kaffee für 1, 90 Euro dabei getrunken und dann gehen davon noch Steuern ab. Da merken die Kunden meist selbst, dass die Rechnung nicht aufgeht. Von der Zeit inklusive Recherche oder Schreibblockaden fange ich lieber gar nicht erst an.
Die zweite Art von Kunden sind die, die wirklich der Meinung sind, dass sie für einen Cent pro Wort ausgezeichnete Qualität erwarten können. Natürlich gibt es Studenten, Mütter oder Hausfrauen, die sich mit dem Texten ein bisschen was nebenher verdienen und wirklich etwas können. Erwarten darf man das aber nicht.

2. „Wir bräuchten den Text bis spätestens morgen.“

Der Klassiker. Als Texter bin ich immer erreichbar, immer verfügbar und flexibel. Ein angepasstes Honorar in Form von Dringlichkeitszuschlag kann man dafür natürlich nicht erwarten. Wo kämen wir denn da hin?

3. Am Freitagnachmittag: „Wir bräuchten den Text bis spätestens Montag.“

Es scheint so, als würde allen Firmen erst am Freitag kurz vor Feierabend einfallen, dass sie am Montag den Text für ihre Startseite brauchen. Was das über die Firma aussagt, tut hier ja nichts zur Sache. Natürlich ist mir klar, dass ich als Freelancer auch am Wochenende arbeite. Das Problem: Die Kunden arbeiten aber nicht. Möglichkeit für Rückfragen? Fehlanzeige.

4. „Könnten Sie den Text noch einmal überarbeiten?“

Natürlich überarbeite ich meine Texte gerne nach den Wünschen meiner Kunden. Schließlich braucht es manchmal etwas Zeit auf beiden Seiten, um zu verstehen, was sich der Kunde genau wünscht. Was nicht kommuniziert wird, kann ich nicht wissen. Wenn der Kunde mir aber für einen Text 10 Euro zahlen will, dann setze ich mich nicht zum dritten Mal hin und ergänze, stelle um, verbessere, nur weil der Kunde ständig seine Meinung ändert. Und vor allem nicht für umme.

5. „Der Text ist VOLLER Fehler.“

Ich bin auch nur ein Mensch. Natürlich gebe ich mir immer die größte Mühe und versuche immer fehlerfrei zu arbeiten, auch bei Billigaufträgen. Aber Fehler passieren. Der Kunde hat dann auch das gute Recht sich zu beschweren. Wenn aber in einem Artikel ein einziger Tippfehler ist, kann man nicht davon reden, dass der ganze Text voller Fehler ist. Meist steckt nämlich genau das dahinter: Der Kunde hat einen Texter gefunden, der billiger ist.

6. „Mir ist das alles etwas zu oberflächlich.“

Wenn ich ein Angebot beschreiben soll, dann bin ich auf die Informationen vom Kunden angewiesen, die ich verwenden kann. Ich kann nichts erfinden, nicht hellsehen und nicht zaubern.

7. „Mir fehlt der Mehrwert, das wusste ich alles schon.“

Ich sollte mal einen Text über ein sehr spezielles Thema im Online-Marketing schreiben für eine Seite, die sich ausschließlich mit Online-Marketing befasst. Den Auftrag bekam ich über eine SEO-Agentur und sollte mir 13 Euro bringen. Ich bin kein Marketingexperte und recherchierte zwei Stunden, saß dann ein oder zwei Stunden am Text und als Rückmeldung kam eben diese Antwort vom Marketingseitenbetreiber. Ich hoffe doch schwer, dass er mehr weiß als ein Texter, der über zwei Ecken engagiert wird und für 3,5 Cent schreibt.

8. „Sie müssen sich ja nicht auf solche Jobs bewerben.“

Ganz genau. Und das werde ich auch nicht mehr machen. Dafür ist mir meine Zeit zu schade und meine Nerven sowieso. Danke für den guten Ratschlag.

13 Kommentare

  • Tina Gallinaro

    Hallo Julia
    Dein Beitrag ist wirklich toll geschrieben und ich finde auch, dass Texter wesentlich mehr verlangen dürfen als nur für einen Hungerlohn arbeiten zu müssen.
    Qualität hat ihren Preis – basta!
    LG Tina

  • Marvin

    Schön ist es auch noch, wenn der Kunde den Probetext nicht bezahlen will. Oder er lässt mehrere Texter parallel dasselbe Thema bearbeiten, sucht sich den besten aus und der Rest geht leer aus.

    Ich hatte sogar mal ein ganz krasses Beispiel. Thema Fußball-Bundesliga. Ich bat zweimal per E-Mail mir bitte die genauen Vorstellungen zu schicken, damit ich weiß worauf es dem Auftraggeber ankommt. Es kam nichts, ich schrieb nach eigenen Vorstellungen und verfehlte wohl den Grundgedanken. Es meldete sich der Chef der Agentur und meinte etwa: „Wir gehen davon aus, dass Sie unsere Zeit nicht mutwillig verschwendet haben und beenden die Zusammenarbeit.“ Der Text wurde natürlich nicht bezahlt. Genial. 😉

  • Mirjam

    Hallo,

    ich habe ein paar Antworten für dich 🙂

    „Sie müssen sich ja nicht auf solche Jobs bewerben.“:
    „Ich gehe davon aus, das ein professionelles Unternehmen auch professionelle Texte gebrauchen kann. Tut mir leid, wenn ich die Lage falsch eingeschätzt habe“

    „Mir fehlt der Mehrwert, das wusste ich alles schon.“
    „Der Mehrwert, den Sie hier haben ist exakt 13 Euro wert. Denn das ist der Preis, für den ein Handwerker ca. 10 Minuten arbeitet.“

    Am Freitagnachmittag: „Wir bräuchten den Text bis spätestens Montag“:
    „Gerne – mein Wochenedzuschlag beträgt xx% – ich schicke Ihnen gleich das aktualisierte Angebot zu“

    „Das klingt in meinen Ohren ganz schön teuer. Auf gängigen Plattformen finde ich auch Texter für 1-2 Cent pro Wort.“:
    „Wenn Ihnen diese Qualität ausreicht – versuchen Sie es. Das ist wie bei Kleidern – es gibt Kleider beim Discounter und Kleider in hochwertigen Geschäften – Welcher Kleidertyp sind Sie?

    Nunja, ich könnte noch ewig weitermachen 🙂
    Ich drücke die Daumen, dass solche Fragen in Zukunft nicht mehr kommen….

    Viele Grüße
    Mirjam

  • Julia

    Na, Du machst mir ja Hoffnungen 😀 Nein, im Ernst, es ist schon dreist, was sich manche Leute als Bezahlung vorstellen. Als wäre gerade Unternehmern nicht klar, wieviel so eine Selbstständigkeit kostet. Miete, Versicherung, etc. Und dann hat man noch lange nicht gegessen. Ich plane das direkt auf meiner zukünftigen Website zu kommunizieren, damit solche Anfragen gar nicht erst kommen, oder zumindest nur in reduzierter Form. Alles Gute für die „überteuerte“ Zukunftspreisgestaltung. 😉 Grüße.

  • Julia

    … und das sind auch Gründe, warum ich nicht mehr mit Texten sondern ausschließlich mit Illustration meine Brötchen verdiene. Journalist hin oder her. – Ich habe noch einen Bestandskunden für Mini-Aufträge, der Rest muss ganz arg lieb fragen, ob ich nochmal in die Tasten haue… Lieber schwinge ich den Pinsel. Und die Tuschefeder.

    LG
    Julia

  • Strasskind

    Irgendwie hatte ich eine Email von dir in meinem Postfach und habe interessiert mir deine Beiträge angesehen. Besonders dieser hat mich interessiert, denn ich stehe noch am Anfang des Bloggens und betreibe noch den Blog als Nebengewerbe. Derzeit suche ich mir meine Aufträge aus, da ich ja noch meinen Hauptjob habe. Doch mein Traum ist es hauptberuflich zu bloggen. Aber nach Wörtern wurde ich bisher nicht bezahlt. Ich habe unterschiedliche Artikelpreuse erhalten und war frei im schreiben was mir ja gefällt. Ich vermute Blogger, Texter und Online Redakteure werde. Unterschiedlich bezahlt. Mich würde da besonders der genaue Unterschied interessieren und wie man es schafft gute Aufträge zu erhalten damit man vom Blog Leben kann.

    Liebe Grüße,
    Svenja / strasskind

  • scrooge

    Guten Morgen, ich bin zufällig beim Stöbern auf diesen Beitrag gestoßen, und mir kommt einiges bekannt vor. In der Übersetzerzunft gibt es ähnliche Klassiker:
    „Berechnen Sie Wörter wie „der, die, das“ oder „und“ auch? Die sind doch ganz einfach.“ Klar, aber dafür muss ich bei anderen Begriffen recht lang überlegen und recherchieren, das ist dann ausgleichende Gerechtigkeit.
    „Wird es billiger, wenn ich die einfacheren Textteile schon mal vorübersetze?“ Um Himmels Willen, bloß nicht! Meistens ist es mehr Arbeit, diesen – mit Verlaub – meist ziemlich fehlerhaften Text wieder umzuschreiben, als wenn ich es gleich selbst mache.

    Ich werde auf jeden Fall hier noch in Ruhe weiterlesen, das Blog gefällt mir bisher sehr gut.

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