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Das New-York-Gefühl
Es fängt schon an, als wir nach dem AirTrain an der Jamaica Station in die U-Bahn steigen: Die typische silberne Farbe der Wagons, die USA-Flagge an den Seiten – ich habe das Gefühl, all das schon zu kennen. Als wir an der Bowery Station aussteigen, sehe ich die Backsteinhäuser mit den Wassertanks auf den Dächern. Wieder das Gefühl: Das kenne ich doch! So geht es ewig weiter. Ich sehe am Abend die Dampfschwaden aus den Gullydeckeln steigen, die gelben Taxis über die Kreuzung fahren. Das Geräusch der Polizeisirenen, das Wendy’s-Schild oder die Silhouette des Empire State Buildings. Das New-York-Gefühl besteht zu einem sehr großen Teil daraus, Dinge zu erkennen. Schablonen…
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Reisegeschichte: Für ein paar Münzen
Das Rot des Saris taucht die Straßen in feuriges Licht. Ich halte meine Hand schützend vor meine Augen und blinzele in die Sonne, die die Wäscheleine über meinen Kopf in Flutlicht taucht. Ich laufe durch eine Straße. Hier und da blüht schon der Oleander. Menschen beschenken mich mit ihrem Lächeln, einem Nicken, bevor sie ihrer Wege gehen. Mich zieht es weiter, vorbei an Abzweigungen und jede Straßen ist verlockend. Ich habe kein Ziel, der Weg ist mir genug. Ich gehe ihn mit sicherem Tritt, neugierig auf das was kommen mag. Ich laufe und höre, fühle und rieche die Stadt. Die Melodie aus dem Küchenradio, das raue Holz der Türen, der…
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Ein Tag am Meer: Das SAND Hotel, Timmendorfer Strand
Ich erinnere mich an die Sommerurlaube meiner Kindheit. Ich sitze hinten im Auto und klebe gespannt am Fenster. Ungeduldig versuche ich, so weit wie möglich nach vorne zu schauen. Die nächste Kurve kommt und dann liegt es funkelnd vor mir, das Meer. Mein Bruder und ich johlen und klatschen. Jetzt hat der Urlaub offiziell begonnen. Dieser Moment, in dem man zum ersten Mal das Meer sieht, ist immer besonders. Dieses Mal reise ich mit dem Zug an und gehe vom Bahnhof zu Fuß dem Meer entgegen. Ich rieche die salzige Luft, höre dann ganz leise im Hintergrund die Wellen am Strand rauschen. Ich beschleunige meine Schritte, gehe über den Platz…
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Entspannung für die Inspiration: „Bleiche“ in Burg im Spreewald
Ich betrete den Eingangsbereich der Bleiche. Mein Blick fällt auf den fröhlich plätschernden Brunnen mit Hirschkopf. Erst später erfahre ich, dass der Hirschbrunnen aus dem 16. Jahrhundert aus Frankreich stammt, extra für die Bleiche abgetragen und hier wieder aufgebaut wurde. So weit, so beeindruckend. Aber das war noch längst nicht alles, was die Bleiche an besonderem Interieur zu bieten hat. Die Kunst ist ein Thema, das hier im Haus ein Dauerbegleiter ist. Bevor ich in mein Zimmer kann, darf ich den Wellnessbereich kennenlernen. Ich werde von einem Mitarbeiter zur Landtherme gebracht. Würde mich dieser nicht mit flottem Schritt durch das Hotel zum Spa-Bereich führen, hätte ich mich komplett verlaufen. Schilder…
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Was vom Sommer übrig bleibt
Heiß, heißer, Sommer 2018 – es war der Jahrtausend-Sommer. Über Wochen hatten wir bestes Sommerwetter in ganz Deutschland. Das ständige Sommer-Gernörgel von wegen „als wir Kinder waren, da war Sommer noch richtig heiß und bleib für Wochen“ musste in diesem Jahr zu den Akten gelegt werden. Plötzlich sprachen die Menschen in der U-Bahn von Rekordhitze und von Anti-Hitze-Tipps fürs Büro. Jetzt konnte über die Hitze gemeckert werden, statt über ins Wasser gefallene Sommerferien. Konstant über 30 Grad, das sorgte für Schwimmbadstimmung, Eislaune und das Gefühl von Fernreise an der deutschen Ostsee. Klar, so ein Wetter geht auch an die Substanz. Von der Natur ganz zu schweigen. Doch was ich sagen will: Jetzt hatten…
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Eine Nacht in der Transsibirischen Eisenbahn: Das Schlafwagenhotel im Bahnhof Rehagen
Mit den Öffentlichen nach Brandenburg, das fühlt sich ein wenig nach Abenteuer an. Der Regionalexpress bringt dich rasch in die richtige Richtung, der Bus fährt dann allerdings höchstens einmal die Stunde. Als ich am Bahnhof Zossen auf den Bus warte, beneide ich das Pärchen, das die Räder mitgenommen hat doch sehr. Immerhin: Beim Bus selbst kann man nichts falsch machen. Er fährt vom Bahnhof Zossen zum Bahnhof Zossen. Mal in einer kleinen Runde, mal in einer größeren. 40 Minuten bis zur Rehagener Chausseestraße, mit dem Auto würde man etwas mehr als 10 brauchen. Aber egal, ich habe alle Zeit der Welt. Von der Bushaltestelle sind es nur wenigen Minuten zu…
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Als würde Feenstaub aus den Fingerspitzen sprühen: Leuchtendes Plankton auf Koh Rong
Ich sehe verwundert von meinem Buch auf und lausche. Ich höre: Nichts! Der Regen gönnt sich tatsächlich eine Pause, denn seit 48 Stunden regnet es ununterbrochen. Wir schauen uns überrascht an und sind uns ohne Worte einig. Raus in die Natur. Die Regenpause muss genutzt werden. Bei bewölktem Himmel bahnen wir uns den Weg über die Insel Koh Rong im Süden von Kambodscha. Wir stiefeln den Pfad entlang, der zum Flussbett geworden ist. Folgen den Flip-Flops, die als Wegweiser dienen. Der Weg wird langsam zum Klettersteig. Eine gute halbe Stunden krackseln wir mit vollem Körpereinsatz den Berg hinunter, bis wir schließlich das Meeresrauschen hören. Wir verbringen den Nachmittag an einem…
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Alleinsein muss man üben
Im Alltag sind wir stark. Wir haben eine feste Hülle um uns herum, die uns schützt und stärkt. Ich fühle mich irgendwie kompakt wenn ich in der U-Bahn stehe, wenn ich durch die Straßen laufe oder im Café sitze. Immer gewappnet, immer bereit. Doch es gibt diese Momente, in denen wir alle diese Schutzhülle abstreifen. Ich fühle mich dann ganz weich und durchlässig. Ich bin nicht mehr ummantelt von einer Schicht, die mein Inneres von dem Außen trennt. Ich zerfließe ein wenig und fühle mich zerbrechlich und wohl zugleich. Alles, was um mich herum ist, kann mich direkt reffen. Ungeschützt. Alles, was in mir ist, kommt einfach nach oben, schwappt nach…
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Regen im Paradies: Koh Rong und Koh Rong Samloem
Neun Stunden lang sind wir in schwüler Hitze durch die Ruinen von Angkor gelaufen. Haben Fotos von den drei markanten Türmen von Angkor Wat gemacht, sind staunend an den von Baumwurzeln verschlungenen Mauern von Ta Prohm entlanggelaufen. Wir haben uns der erschütternden Geschichte Kambodschas gewidmet. Haben Bilder im ehemaligen Foltergefängnis Tuol Sleng betrachtet, die kaum zu ertragen und so schnell nicht mehr aus unserem Bewusstsein wegzudenken sind. Wir sind durch eine Gartenidylle gelaufen, an der unfassbares Leid geschehen ist, den Killing Fields. Kambodscha hält Dinge für die Besucher bereits, die überwältigend sind, in ganz unterschiedlicher Weise. Überwältigend in ihrer Schönheit, Größe und leider auch Grausamkeit. All das gehört zu Kambodscha und…
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Versteckte Orte, kleine Anekdoten: Berlin Sightseeing
*unbezahlte Werbung* Quizfrage: Gibt es in Berlin Weinberge? Nun ja, Berlin und Wein, das passt in etwa so gut zusammen wie München und Jogginghosen. Doch im kalten Berlin gibt es tatsächlich einen Ort, an dem fröhlich ein paar Weinreben ihre orange gefärbten Blätter in die Sonne halten, und das mitten auf dem Kreuzberg.