Vom Ankommen und Dasein. Mein Sri-Lanka-Tagebuch (1)
Last Updated on 12. Mai 2021 by Julia Schattauer
Als Kind und Teenager habe ich immer Tagebuch geschrieben. Auf den Anfang „liebes Tagebuch“ habe ich immer verzichtet, nicht aber auf all die schönen Teenie-Klischees. Zig Bücher voller langweiliger Schultagschilderungen und Herzschmerz liegen in meinen Schränken. Irgendwann habe ich damit aufgehört. Nur auf Reisen stecke ich ein Büchlein in die Tasche, was ich mit Notizen, Listen und Tagesgeschehnissen fülle. Und so habe ich auch ein Sri-Lanka-Tagebuch und ein paar meiner Reisetagebuchgeschichten werde ich mit euch teilen.
So hatte ich mir das gewünscht: Keine halbe Stunde nach Landung saß ich schon im Tuk-Tuk. Ich musste keine 10 min auf meinen Rucksack warten, das Geld war im Nu gewechselt und auch den zwei Taxifahrern konnte ich ohne Mühen klarmachen, dass ich ein Tuk-Tuk will. Der letzte zeigte mir sogar freundlicherweise noch, dass die Tuk-Tuks außerhalb des Flughafengeländes an der Straße halten. Dort ging ich hin, nahm gleich den ersten Fahrer, der einen vernünftigen Preis nannte und zwanzig Minuten später kam ich am Hostel an. Einfaches Reisen gefällt mir. Mein Fahrer klopfte lautstark an das noch verschlossenen Tor, klingelte 1-2 Mal und wartete, bis mir der verschlafene Rezeptionist die Tür öffnete.
Er zeigte mir das Female-Dorm, ich öffnete die Tür, stellte meine Sachen ab und tat es meinen Mitbewohnerinnen gleich: Ich legte mich erst noch einmal aufs Ohr.
Als ich drei Stunden später etwas gerädert aufwachte, lernte ich gleich die beiden Mädels, Schwestern aus Deutschland, kennen. Wir verquatschen uns ein wenig auf der Terrasse und gingen dann nach dem mittäglichen Regenschauer gemeinsam in Richtung Negembo-Zentrum. Auf dem Weg fiel uns ein unscheinbares einheimisches Restaurant auf und für nicht einmal 1 Euro ließen wir uns dort jeweils einen Teller mit Reis und anderen undefinierbaren vegetarischen Gerichten zusammenstellen. Trotz meiner kleinen Zwiebelphobie schmeckte das Essen super. Die wenigen Zwiebeln schob ich zur Seite, der Rest war scharf und sättigend, genau nach meinem Geschmack.
Gut gestärkt schlenderten wir weiter durch die Stadt, vorbei an der Lagune und entlang eines Kanals. Hier und da sprachen wir kurz mit Bootfahrern und Passanten. Wir wanderten einmal ums Fort, wo es aufgrund der Nachbarschaft zum Fischmarkt ziemlich extrem nach Fisch roch und fuhren schließlich wieder mit dem Tuk-Tuk zurück, gerade rechtzeitig bevor sich ein erneuter Regenschauer über uns ergoss.
Den Rest des Abends verbrachten wir entspannt mit Lesen und Reden im Hostel- Als die beiden Mädels um 9 zum Flughafen aufbrachen, war es im Hostel nun recht leer und ich zog mich ins Zimmer zurück, was ich am Abend ganz für mich hatte. Meine finnische Zimmermitbewohnerin war auf einer Hochzeit eingeladen, um dort mit ihrem Hula-Hoop an einer Zirkusshow teilzunehmen. Das mit dem Hula-Hoop macht sie übrigens hauptberuflich. Alleine im Dorm, das ist immer ein wenig seltsam. Kaum hat man es sich gemütlich gemacht, die Lieblingsserie an, dann kommt doch noch eine Zimmergenossin an. Dann heißt es wieder Small-Talk. Gegen 11 kam dann wirklich noch eine Amerikanerin, die allerdings noch so lange draußen saß, dass ich eingeschlafen war, als sie schlafen ging.
Am nächsten Morgen setzte ich mich ein paar Stündchen fleißig an den Laptop bevor mich die Finnin zur Pause überredete. Wir teilten uns ein Tuk-Tuk, sie fuhr zum Busbahnhof und dort gen Norden und ich weiter bis zum Strand.
Während ich diese Worte in mein Notizbüchlein notiere sitze ich im goldgelben Sand und schaue auf die Wellen. Rechts und links liegen die Boote mit den braunen Segeln am Strand, für die Negombo bekannt ist. Ab und an sprechen mich ein paar Strandverkäufer an, ein paar ältere deutsche Touristen erfrischen sich im Wasser und ich sitze nur und schreibe. Plötzlich spricht mich eine Frau an. In der Hand hält sie ihre Tücher, die, wie sie mir erklärt, selbst genäht hat. Nachdem ich ihr sage, dass ich aus Deutschland komme, spricht sie in fast akzentfreiem Deutsch weiter. Sie lernt es, um hier am Strand besser verkaufen zu können. Sie wohnt da hinten im Fischerdorf, meint sie und zeigt gen Norden. Die meisten Touristen sind Deutsche, sagt sie. Viele von ihnen kämen schon seit Jahren immer wieder. „Sri Lanka ist schön. Das sagen alle zu ihren Freunden und die kommen dann auch“, erklärt die Näherin achselzuckend und geht winkend ihrer Wege, nicht ohne mir nochmal ein Tuch anzubieten. Sie zwinkert und macht sich auf zum nächsten Hotel.
Sri Lanka irritiert mich ein wenig, aber auf positive Art. Alles sieht auf den ersten Blick aus wie Indien und mein Kopf schaltet gleich auf Warnstufe. Ich beäuge alle Situationen noch etwas skeptisch, doch dann sind die Leute alle so freundlich, hilfsbereit und selbst die Verkäufer bei weitem weniger anstrengend, als in Indien. Der Verkehr ist nur halb so wild, das Feilschen nur halb so nervig und alles sehr viel entspannter. Aber wer in Indien war, findet danach wohl alles ziemlich entspannt. Doch um es einmal klar zu sagen: Noch nie habe ich mich direkt nach Ankunft in einem fremden Land so furchtlos gefühlt. Ich, die sich immer zu viele Sorgen macht, vor vielen Sachen Angst hat. Ich bin angekommen und alles war gut. Ich muss ehrlich sagen, als ich meine Reise startete, war ich nicht sehr euphorisch. Irgendwie hatte ich schon bei der Anreise ein wenig Heimweh nach meinem Freund, hatte irgendwie mehr Lust auf faulenzen, statt reisen. Die Tage davor waren ein wenig anstrengend, doch kaum war ich da, fühlte ich mich angekommen. Vielleicht war es auch nur das Rufen der Geckos, das mich gleich in der ersten Nach in den Schlaf wiegte.
Für mich trifft der Spruch „Sri Lanka ist Indien light“ ziemlich in Schwarze. Und mir kommt es vor, als wäre das ganz mein Geschmack. Denn ich merke es jetzt schon, obwohl ich erst am Anfang meine Reise bin: Das mit mir und Sri Lanka könnte eine ganz große Liebe werden.
Die ersten beiden Nächte war ich im FlipFlop Hostel in Negombo. Es ist rund 20 Tuk-Tuk-Minuten vom Flughafen entfernt. Die Fahrt kostet zwischen 500-600 SRL, ideal nach einem langen Flug. Freundlicherweise hat mich das Hostel eingeladen. Danke dafür, es war toll bei euch!
10 Kommentare
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emmi walter
hallo liebe julia werde deine reise täglich nachlese wünsche dir weiterhin alles gute
v.l.g.
emmi
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