Usedom im Winter: Alltagsflucht par excellence
Last Updated on 10. März 2023 by Julia Schattauer
Inhalt
Last Updated on 10. März 2023 by Julia Schattauer
Dicke Schneeflocken rieseln sanft an die Fensterscheibe, wo sie als feine Wassertropfen hinabperlen. Mein Blick schweift nach draußen auf die Ostsee. Der Strand hat sich in einem weißen Teppich verwandelt, die Wellen schwappen heran und nehmen den Schnee mit sich. Ein Schiff fährt langsam vorbei, ich schaue ihm nach, ganz im Moment versunken. Draußen haben sich die Temperaturen um den Gefrierpunkt eingependelt. Hier drinnen benetzen Schweißperlen bei 85 Grad meine Stirn. Der Blick aus der Panoramasauna im vierten Stock meines Hotels macht mir klar: Es war eine gute Idee im Winter nach Usedom zu kommen. Eine sehr gute.
Raus aus dem Alltag: Ich brauche eine Auszeit
Der Januar ist für mich immer wieder schwierig. An Silvester besinne ich mich auf das vergangene Jahr, realisiere, was gut und was weniger gut lief. Meist löst das zunächst einen großen Motivationsschub aus, der sich wenige Tage später vom trüben Wetter ins Gegenteil verwandelt. Ich schwanke zwischen guten Vorsätzen, Ungeduld und Schwierigkeiten überhaupt das Bett zu verlassen.
Auch wenn ich als Freelancer den Luxus habe, mir genügend Zeit für mich zu gönnen, fällt es doch umso schwerer wirklich abzuschalten, den Kopf freizukriegen. An Silvester hatte ich meine innere Bestandsaufnahme. Nun gilt es, all die Erkenntnisse zu ordnen. Ich brauche eine Auszeit.
Ich checke die Flugpreise nach Spanien, nach Marokko, doch irgendwie merke ich, dass es mich nicht weit weg zieht.
Ich will kein Sightseeing, ich will Ruhe und da kommt mir die Ostsee in den Sinn. Usedom im Winter? Während ich das denke, kann mein inneres Sommerstrandkind es kaum glauben. Ich stelle es mir kalt und stürmisch vor, aber andererseits auch sehr gemütlich.
Was macht die Gedanken freier als eine ordentliche Prise Ostseeluft?
Als ich im Strandhotel Heringsdorf einchecke, wütet ein kleiner Schneesturm. Was vor der Tür eher unangenehm ist, sieht vom Fenster meines Zimmers einfach nur romantisch aus. All der Schnee, das Meer, die zugeschneiten Dünen kann ich vom Sessel oder aus dem Bett bestaunen. Oder aus der Badewanne. In meinem Zimmer mit Ostseeblick erfüllt sich ein kleiner Traum: Eine freistehende Badewanne mitten im Zimmer und grandiosem Ausblick.
To-Do-Liste: Solebecken, Saunieren, Strandspaziergänge
Für die nächsten zwei Tage stehen Dinge auf der To-Do-Liste, die mich zur Abwechslung nicht stressen, sondern ganz und gar entspannen sollen: Ein paar Runden im beheizten Außenbecken mit Heringsdorfer Sole drehen, saunieren, schlemmen, Strandspaziergänge.
Ich schwimme also ein paar Runden im auf 30 Grad beheizten Becken. Dampf steigt auf, mein Gesicht wird kühl, während mein Körper unter Wasser im Warmen badet. Ich lege ein paar Saunagänge in der Biosauna und dem Dampfbad ein, relaxe auf Wasserbetten und lese ein wenig. Zwischendurch notiere ich mir immer wieder kleine Ideen, Dinge, an die ich denken muss in mein Notizbuch. Meine Entspannung ist noch wellenförmig. Ich schwanke zwischen Ruhe und kurzen Aktionismus-Momenten.
Ich wechsle vom Wellnessbreich im Untergeschoss zur Panoramaetage. Ich bin ganz alleine in der Sauna als ich den Blick mit dem Schiff schweifen lasse. Und da merke ich es zum ersten Mal, wie die Last von meinen Schulter fällt, ich zum ersten Mal seit Wochen wirklich entspanne. Der Rest des Abends läuft so weiter: Ein wenig lesen, ein bisschen Radio und natürlich zum Ausklang des ersten Tages das Bad mit Ausblick. Mit Bademantel lege ich mich ins Bett und falle in einen tiefen Schlaf. In der Nacht träume ich von Walen, die wie Delfine an der Meeresoberfläche herumhüpfen.
Am nächsten Morgen erwache ich bei Sonnenschein. Ich beeile mich mit dem Frühstück, obwohl ich ewig hier sitzen und essen könnte. Es gibt sogar einen Entsafter mit dem man sich frischen Saft aus Karotte, Ingwer und Sellerie machen kann und ein Waffeleisen für Dinkelwaffeln. Aber mich zieht es nach draußen.
In nur zwei Minuten bin ich am Strand. Hier, wo sich im Sommer die Sonnenhungrigen auf den Strandtüchern räkeln, glitzern jetzt die Eiskristalle. Weiß und Blau soweit das Auge reicht. Ich laufe nahe am Wasser und betrachte im Vorbeigehen die Wellen, die auf den Schnee treffen. Der Wind weht leicht und die Sonne wärmt meinen Rücken. Ich lasse meine Gedanken fließen. Es tut gut, nicht über den ewig gleichen Fragen zu grübeln. Nicht zu planen, keine Termine. In diesem Zustand, der sich so lockerleicht anfühlt, laufe ich bis zur Seebrücke, mache Fotos von den Möwen und Enten, die hier dicht an dicht im kalten Wasser schwimmen.
Als ich wieder im Hotel bin, sprühe ich vor Motivation und Ideen. Doch statt den Laptop zu nehmen und alles zu notieren, packe ich den angefangenen Roman und mein Notizbuch in die Tasche und gehe zum Panoramaruhebereich. Ich verordne mir Lesezeit und schmökere. Zwischendurch, wenn meine Gedanken zweigleisig neue Ideen spinnen, nehme ich meinen Stift und notiere mir Stichpunkte. Die Zeit scheint still zu stehen und vergeht trotzdem wie im Flug. Als es dunkel ist, setze ich mich noch einmal in die Sauna. Vor der großen Schiebe bietet sich mir ein Anblick, der fast zu kitschig ist, um wahr zu sein: Der Vollmond steht riesig über dem Wasser. Sein Licht bricht sich in den Wellen. Leichte Wolken ziehen an ihm vorbei. Und ich dachte, schöner könnte es nicht werden.
Ich könnte noch ewig weiter schwärmen. Von meiner kleinen Flucht vom Alltag in kleinsten Details erzählen. Doch sind wir ehrlich: Du bist schon längst überzeugt. Oder warum hast du sonst bis hier gelesen? Uns allen tut es gut, hin und wieder auszusteigen. Auch wenn es nicht gleich das Sabbatjahr in Indien ist oder der Strandurlaub in Thailand um die Weihnachtsfeiertage. Es geht auch eine Nummer kleiner. Wenn du dir also zwei Tage Aiszeit gönnen willst, den ganzen Arbeitsstress am Schreibtisch lassen und einfach mal durchschnaufen möchtest, dann fahre doch einfach ans Meer. Es hilft, das verspreche ich dir!
Meine Unterkunft: Strandhotel Heringsdorf
Das Strandhotel Heringsdorf blickt auf eine lange Geschichte zurück. 1886 im Stil der Gründerzeit errichtet, wurde es im Laufe der Zeit umgebaut und erweitert. Heute hat das Hotel 89 Zimmer und Suiten im Romantikstil oder ganz modern und verfügt über einen großzügigen Wellnessbereich. In der Sindbad-Therme im Untergeschoss befinden sich neben den Behandlungsräumen eine Biosauna und ein Dampfbad, ein Schimmbecken und ein Ruheraum. Im Außenbereich gibt es das Solebecken, das ganzjährig auf 30°C beheizt wird. Im vierten Stock bietet die Panoramasauna den Blick aufs Meer. Entspannen kann man auch im großen Ruheraum. Besonders gut hat mir die Massage auf der wavebalance®-Wasserliege gefallen. Die Matratze ist mit warmem Wasser gefüllt, welches für angenehme Wellenbewegungen sorgt. Die Massage findet in Rückenlage statt. Mit Öl werden Beine, Arme und der Rücken massiert und zwar von unten, also zwischen Liege und Körper. Obwohl die Liege in Deutschland erfunden wurde, ist die Massage bisher vor allem im Ausland bekannt. Ich bin mir sicher, dass das der nächste Wellnesstrend wird.
Neben der Safaribar, wo Kaffe und Kuchen, Cocktails und Burger serviert werden, befindet sich im Hotel das Restaurant Heinrichs. Das Restaurant wurde erst kürzlich vom Gault Millau Restaurantführer mit 14 Punkte ausgezeichnet. Selbst ich als Vegetarier bin dort voll auf meine Kosten gekommen und bin danach mehr als satt und glücklich ins Bett gefallen. Ich sage nur gratinierter Ziegenkäse und Champagnersorbet.
Das Hotel bietet im Winter spezielle Arrangements an, die sich ganz ums Thema „Entspannen“ drehen. Die Verwöhntage entsprechen ungefähr meinem Programm auf Usedom. Buchen kannst du ganz einfachhier bei Booking. (Affiliate Link)
Usedom
Usedom, nach Rügen die zweitgrößte deutsche Insel, hat eine Hauptsehenswürdigkeit: 40 Kilometer feinster Sandstrand. Das allein ist schon Argument genug.
Das Ostseebad Heringsdorf ist neben Ahlbeck und Bansin eines der Kaiserbäder der Insel. Vom kleinen Fischerdorf entwickelte es sich ab dem 19. Jahrhundert zum „Nizza des Ostens„. Hier verkehrte die Kaiserfamilie, das gut betuchte Bürgertum und auch die Boheme: Maxim Gorki, Leo Tolstoi, Theodor Fontane und andere Künstler verbrachten hier schöne Tage.
Die Heringsdorfer Sole brachte dem Heimatstädtchen von Loriot einen guten Ruf als Kurbad. Vor allem im Winter hat hier Wellness Hochsaison. Dann ist die beste Zeit für Entspannung, wohltuende Massagen und viel Ruhe.
Events
- Im Sommer locken dann wieder zahlreiche Veranstaltungen wie das Sandskulpturenfestival bei Ahlbeck, das voraussichtlich ab Mitte März stattfindet.
- An Ostern wird das traditionelle Osterfeuer am Strand entfacht.
- „Identität – dringend gesucht!“ heißt das Motto der Usedomer Literaturtage, die vom 26. bis 29. April stattfinden.
- Am 14. Mai heißt es Anbaden! Pünktlich um 11 Uhr wird die Badesaison eröffnet.
- An Pfingsten, vom 02.-05. Juni findet das Usedomer Kleinkunstfestival statt. Hier dreht sich alles um Zauberei, Jonglerie, Comedy, Pantomime, Straßentheater, Animation und Feuershows.
- Vom 28. – 30. Juli findet in Karlshagen das größte Beachvolleyball-Turnier der Welt statt.
- Vom 03.-06. August wird es wild: In Ahlbeck findet der 6. Baltic Springbreak statt. Hier dreht sich alles um Dance, House und Electro.
Anreise
Was wenige wissen: Heringsdorf hat sogar einen Flughafen. So lässt es sich auch aus dem Süden schnell und unkompliziert anreisen. Von Berlin aus braucht man mit der Bahn zwischen drei und vier Stunden. Das Ostseeticket mit 33 Eur für Hin- und Rückfahr (bei Bahncard25) ist ein super Angebot.
Ich reise gerne lange und weit. Doch für zwischendurch liebe ich kleine Alltagsfluchten. Mal ist es das Hotel in der eigenen Stadt, mal ist es der Ausflug in die künstlichen Tropen oder der Saunabesuch. Ich werde euch in Zukunft öfter von meinen kleinen Ausbrüchen erzählen.
Transparenzhinweis: Das Strandhotel Heringsdorf hat mich eingeladen. Meine Begeisterung ist allerdings echt. Freundliche Mitarbeiter, super Service, schöne Hotel, leckeres Essen, alles tiptop! Fahrt hin und lasst euch selbst überzeugen, denn hier muss niemand positives Feedback erkaufen 😉 Noch einmal vielen Dank, es war toll bei euch!
16 Kommentare
Sylwia
Hallo Julia,
auch wir lieben Ostsee in der Nebensaison oder gar im Winter. Unsere Destination ist immer Bansin, im letzten Hotel vor der Steilküste.
Aber Dein von Dir beschriebenes Hotel sieht auch sehr gut aus.
Testen wir vielleicht im nächsten Winter.
Liebe Grüße
Sylwia
Julia Schattauer
Ich bin jetzt angefixt und werde Usedom sicher noch öfter besuchen.
Das Strandhotel kann ich wirklich mit bestem Gewissen empfehlen, ich fand es ganz wunderbar!
Thi
Bei den wunderschönen Bildern und dem Text bekommt man ja richtig Fernweh!!! Sehr schön geschrieben :)))
Julia Schattauer
Danke, liebe Thi 🙂
Julia
Ein toller Beitrag! Ich suche gerade auch nach einem Ziel an der See für März und fühle mich jetzt in die richtige Richtung geschubst 🙂
Liebe Grüße,
Julia
Julia Schattauer
Liebe Julia,
das freut mich, dass ich dir ein wenig Inspiration geben konnte!
Manu
Die Massage hört sich ja cool an! Muss ich mal ausprobieren. 🙂
Imke
Oh wie schön! Ich war vergangenes Jahr für ein Wochenende spontan in Stralsund in einem schicken Hotel mit Sauna usw. und fand das auch sehr entspannend. Insofern kann ich es sehr gut nachvollziehen, dass dir der Kurztrip nach Usedom gut gefallen hat 🙂
Viele Grüße
Imke
Julia Schattauer
Hi Imke,
ich glaube wir sind nicht alleine. Wer würde schon zu einem solch entspannten Ausflug Nein sagen ;)?
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Anja Infarbe
Dankeschön für diesen tollen Bericht mit den schönen Bildern. Da kommt richtig Ostsee-Sehnsucht auf. Ich bin ja selber grosser Ostsee-Fan und wollte dich gern fragen, ob du nicht Lust hättest, auf meiner neuen ostsee.news Seite einen kleinen Gastartikel über Usedom zu schreiben und ein paar von deinen Bildern zu zeigen? Du könntest in dem Artikel natürlich gern deinen Blog verlinken.
Julia Schattauer
Hi Anja,
danke für das Kompliment! Ich melde mich gerne nochmal bei dir wegen eines Gastartikels, komme aber erst in den nächsten Tagen dazu. Danke schonmal, dass du geschrieben hast!
Liebe Grüße!
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