Entspannung für die Inspiration: „Bleiche“ in Burg im Spreewald
Last Updated on 10. März 2023 by Julia Schattauer
Inhalt
Last Updated on 10. März 2023 by Julia Schattauer
Ich betrete den Eingangsbereich der Bleiche. Mein Blick fällt auf den fröhlich plätschernden Brunnen mit Hirschkopf. Erst später erfahre ich, dass der Hirschbrunnen aus dem 16. Jahrhundert aus Frankreich stammt, extra für die Bleiche abgetragen und hier wieder aufgebaut wurde. So weit, so beeindruckend. Aber das war noch längst nicht alles, was die Bleiche an besonderem Interieur zu bieten hat. Die Kunst ist ein Thema, das hier im Haus ein Dauerbegleiter ist. Bevor ich in mein Zimmer kann, darf ich den Wellnessbereich kennenlernen.
Ich werde von einem Mitarbeiter zur Landtherme gebracht. Würde mich dieser nicht mit flottem Schritt durch das Hotel zum Spa-Bereich führen, hätte ich mich komplett verlaufen. Schilder sucht man hier vergebens. Das Verlaufendürfen ist Teil des Konzepts. Statt stumpf den Pfeilen zu folgen, soll man ins Gespräch kommen oder das großzügige Hotel einfach der Nase nach erkunden. Wir kommen auf dem Weg an unzähligen Restauranträumen vorbei, an der Raucherlounge, die wie ein verschnörkelter übergroßer Vogelkäfig anmutet, an barocken Gemälden, einer Galerie und gotischen Plastiken. Allein der Weg in die Therme ist eine Reise und eine kunstvolle dazu.
Mehr als Dekoration: Kunst und Literatur in der Bleiche im Spreewald
Die Kunst ist in der Bleiche mehr als Dekoration. Im ganzen Haus verteilt liegen Bildbände zum Schmökern. In der hauseigenen Bibliothek und Buchhandlung gibt es unzählige Werke zur Weltkunst und Themen zur Region. Hier kommt man vor oder nach dem Thermenbesuch, gerne im Bademantel, vorbei und stöbert, tauscht oder kauft Bücher nach Herzenslust. Im Gespräch mit Bibliothekarin Frau Holler wird schnell klar, was das Wort ist, das hier über allem schwebt: Herzblut. Man merkt es in der liebevoll zusammengetragene Büchersammlung, in den ausgesuchten Kunstwerken und in jeder Entscheidung, die das Haus zu dem macht, was es ist.
Die Handschrift des Eigentümerpaares Clausing ist allgegenwärtig. Herzblut fließt durch jede Pore der Bleiche. Wie wichtig die Literatur ist, zeigt spätestens die Tatsache, dass Familie Clausing zusammen mit der Spreewälder Kulturstiftung 2002 das Spreewald-Literatur-Stipendium ins Leben gerufen hat. Für jeweils vier Wochen bekommt ein Schriftsteller, der von einer Fachjury ausgewählt wird, die Möglichkeit, sich an diesem Ort der Ruhe intensiv mit seiner Arbeit auseinanderzusetzen – und das viermal im Jahr. Regelmäßig finden in der Bleiche Lesungen und Filmvorführungen an einem besonderen Ort, dem Bademantelkino in der Landtherme, statt.
Und ja, das ist genauso gemütlich wie es klingt. Aktuell steht vom 25. Februar bis 1.März das Literarisches Filmfest auf dem Programm. Dabei werden klassische Literaturverfilmungen gezeigt, die in den Romanen großer Autoren wie des Literaturnobelpreisträgers Kazuo Ishiguro, Theodor Fontane, Vicki Baum, Erich Kästner oder Ray Bradbury ihre Vorlage fanden. Das Highlight: Der ehemalige Bleiche-Literaturstipendiat Robert Seethaler zeigt am Freitag 1.3 um 17 Uhr die Verfilmung seines Bestsellers „Der Trafikant“.
Loslassen für den Geist: So geht entspannen in der Bleiche im Spreewald
Die Bleiche ist mehr als ein Wellnesshotel, das merkt man unmittelbar Die große Vision, die hinter dem Konzept steckt ist so simpel wie genial: „Nur wenn der Körper entspannt ist, kann man neue Inspiration erlangen“. In der Bleiche findet jeder, der sich darauf einlässt, eine Oase der Erholung und Inspiration. Und diese Atmosphäre wirkt. Ich merke das am eigenen Leib, als ich seitenweise mein Notizbuch mit Text fülle. Die Landtherme ist das Herzstück des Hauses. Es gibt Saunen wie die Salinensauna, Dampfbäder, Whirlpool, Tauchbecken, ein Hammam, Schwimmbäder innen und außen – eben alles, was man von einer Therme erwartet.
Doch es gibt noch so viel mehr. Einer meiner Lieblingsorte in der Therme ist die Kräuterstube. Im mollig-warmen Raum macht man es sich auf einem Sessel bequem und lauscht den Erzählungen über regionale Sagen. Für den kleinen Hunger zwischendurch gibt es Suppe, Kaffee und Kuchen. Oder wie wäre es mit einem Gläschen Wein zu Feier des Tages? Im Bademantelkino laufen den ganzen Tag über Filme, die man sich eingekuschelt ansehen kann.
Zwischendurch genießt man eine Massage, ein Bad im Zuber oder eine Kosmetikanwendung oder man fläzt sich mit einem der Bücher auf die gigantische Couch im Kaminzimmer oder eine Liege in den zahlreichen Ruheräumen. Für Frauen ist das Damen-Spa „Kleiner Himmel“ in der oberen Etage ein echter Geheimtipp. Hier gibt es eine weitere Sauna, ein Dampfbad, Anwendungsräume und einen wunderschönen Ruheraum, der ganz in weiß gehalten ist. An der Wand hängt prominent ein Madonnenbild.
Eine lustige Anekdote ist mir besonders im Kopf geblieben. Eine Mitarbeiterin erzählt mir, dass ein Gast fragte, ob man die Naturgeräusche-CD wechseln könne, da ihn das Zirpengeräusch auf Dauer auf die Nerven ginge. Dabei handelt es sich gar nicht um eine CD, sondern um echte Heimchen, die es sich zwischen Holzscheiten und im Gebälk gemütlich machen. Man ist eben doch im Spreewald, mitten in der wasserreichen Natur. Ich finde das grandios! Die Landtherme bietet einen Rahmen, um das innere Chaos zu beruhigen. Um Platz zu schaffen für neue Ideen. Hier gibt es die Zeit und Atmosphäre, um Gedanken spielen zu lassen, aufzutanken und Muße zu finden.
Spreewald Bleiche: Individueller Landhausstil mit Stil
Nach einigen Stunden der kompletten Entspannung kann ich mein Zimmer beziehen. Die knapp 100 Zimmer sind individuell eingerichtet. Teilweise sehr rustikal mit Holzverkleidung wie meines, andere moderner. In allen gibt es ausgesuchte Kunstwerke und viel Liebe zum Detail. Ich betrete mein Zimmer und bin fast schon geschockt. Vor mir erstreckt sich ein riesiger Wohnbereich mit Sofa und Schreibtisch. Ich habe sage und schreibe drei Badezimmer, eines mit zwei Waschbecken, Regendusche und Badewanne, die anderen beiden mit Toiletten.
Das Schlafzimmer ist schön kühl und mit einem großen sehr gemütlich aussehenden Boxspringbett und Zugang zu Terrasse ausgestattet. Ein Ankleideraum mit Bademantel und Hausschuhen rundet die Landhaussuite ab. Im Haus gibt es auch kleinere Zimmer, die sogenannten Storchennester, außerdem Suiten mit eigener Sauna und Hammam. Was einem schnell auffällt: Es gibt im Zimmer kein WLAN. Auch sonst nicht im Hotel, mit Ausnahme des Foyers. Auch eine Klimaanlage gehört nicht zur Ausstattung. Für viele ein Mangel, doch diese Eigenheiten entsprechen den Wünschen der Eigentümer. Aus diesem Grund hat die Bleiche auch keine Zertifizierung, um sich diese Individualität und Eigenständigkeit bewahren zu können.
Familie Clausing kommt ursprünglich aus Garmisch-Partenkirchen. In vielen Bereichen des Hotels sieht man die Bezüge zur Heimat. Die Familie verliebte sich bei einem Besuch in den Spreewald und kauft 1992 die Bleiche. Wo man sich heute Auszeiten gönnt, wurden früher Leinen gebleicht. Die Geschichte geht zurück bis ins Jahr 1750, der Gründung der Bleiche. Später diente das Gebäude als Lazarett für französische Gefangene, dann als FDGB-Ferienheim. Für das Ferienheim wurde das ursprüngliche Gebäude abgerissen und auf den Grundmauern wiederaufgebaut.
Nach der Wende folgte wie so oft langer Leerstand, bis Familie Clausing das Grundstück in den 90er-Jahren kauft und mit dem Umbau zum Wellnesshotel beginnt. Umbau des Weberhauses, Anlage der Gärten, Anbauten der Restaurants und Landtherme – es wurde viel getan, damit die Bleiche im heutigen Gewand glänzen konnte – und noch immer wird erweitert.
Wer die Wahl hat …
Es ist Zeit für das Abendessen. Ich werde zu meinem Platz im grünen Gewölbe geführt, das übrigens so heißt weil hier der gleiche Boden wie im gleichnamigen Gebäude in Dresden verlegt wurde. Der Wintergarten ist großzügig und hell. Zur Auswahl stehen aber noch zahlreiche weitere Restauranträume, mal im bayrischen Stil, mal als nordische Fischerstube, Kahnschuppen oder Weißbiereck, Wendenstube oder Burgrestaurant. Hier findet jeder seinen Lieblingsort zum Speisen. Mir wird das Amuse bouche serviert, den Rest der Speisen kann ich mir am Buffet selbst zusammenstellen.
Es gibt Salate, Suppen, verscheiden Hauptgänge an der Live-Cooking-Station, Desserts und Räume wie die Speisekammer oder Käsekammer, wo man sich mit Wurst, Käse und eingelegten Spezialitäten eindecken kann. Wer keine Lust auf Buffet hat, kann auch im Sterne-Restaurant essen oder im A-la-Carte-Restaurant, das auch einen Mittagstisch anbietet. Egal wo und was man isst, der Spreewaldbitter darf nicht fehlen. Danach geht es für ein weiteres Getränk in de Adebar.
Im Sommer gibt es für die Gäste einen Biergarten und eine Terrasse, wo man die Sonne genießen kann. Außerdem dienen ein großer Garten und Veranstaltungsräume für Firmenfeiern, Tagungen und Hochzeiten. Die Bleiche wurde übrigens erst zur schönsten Hochzeitslocation in Brandenburg gewählt. Bis zu drei Hochzeiten pro Woche finden hier im Sommer statt.
Bleiche Resort & Spa: Ein Ort, über den man noch viel mehr sagen könnte
Es gäbe noch so viel mehr zur Bleiche zu erzählen, doch das würde nun wirklich den Rahmen sprengen. Dabei habe ich noch gar nichts zur Region gesagt. Der Spreewald mit seinen Aktivitäten und regionalen Besonderheiten ist natürlich immer eine Reise Wert. Auf dem Kahn, dem Kajak oder auf dem Rad lässt sich die Region am besten erkunden. Die Bleiche selbst ist mehr als ein Wellnesshotel, sie ist die wahrgewordene Vision engagierter Eigentümer. Schon beim ersten Schritt ins Gebäude erkennt man diese Einmaligkeit.
Ich habe bisher keinen vergleichbaren Ort gesehen. Ich finde gut, dass man sich hier etwas traut. De Bleiche ist kein Standardhotel, an dem der Gast am Morgen nicht weiß, wo er denn heute ist. Die Bleiche ist einmalig, sie eckt auch sicherlich bei dem ein oder anderen mit ihren Eigenheiten an. Dieser Ort ist für Künstlerseelen und Freigeister — mit entsprechenden finanziellen Mitteln. Man muss sich den Aufenthalt leisten können. Dafür ist das Resort aber auch kein Ort für mal eben einfach so. Es ist ein Ort für besondere Anlässe und dafür bietet die Bleiche den bestmöglichen Rahmen.
Ich muss zugeben, dass ich m ersten Moment gnadenlos überfordert war. In den ersten zehn Minuten sehe ich drei deutsche Prominente, wovon eine meine absolute Lieblingssängerin ist und ein anderer ein Schauspieler, den ich aus so einigen Krimis kenne. Ich muss mich ganz ehrlich dran gewöhnen hier zu sein. Aber als ich mich akklimatisiert habe, kann ich mich vollends auf diesen besonderen Ort einlassen. Am Anfang hetze ich von Sauna zu Sauna, Ruheraum zu Ruheraum, denn ich will alles sehen.
Ich beeile mich mit dem Erholen. Doch irgendwann kann ich runterkommen und anfangen zu genießen. Ich kann endlich entspannen und mir Ruhe gönnen. Ich lese, spinne Pläne und verfasse Textideen, notiere mir zwischendurch immer wieder blitzartige Einfälle. Die Zeit in der Bleiche vergeht viel zu schnell und ich bin unendlich traurig als ich diesen Mikrokosmos wieder verlassen muss.
Offenlegung: Die Eigentümer haben mich für eine Nacht in ihr Hotel eingeladen. Aber ihr merkt an meiner Schwärmerei, dass meine Empfehlung von Herzen kommt.
9 Kommentare
Sandra
Hach Julia,
ich bin ja schon ein wenig neidisch. Die Bleiche ist für mich so ein unerreichbarer Ort, an dem Youtuberinnen ihren stilvollen Junggesellinenabschied feiern oder Schauspiel-Nachwuchstalente sich von den Strapazen des Drehalltags erholen.
Wunderschön dein Artikel und die Fotos und das mit den Heimchen ist eine feine Anekdote am Rande :).
Liebe Grüße,
Sandra
Julia Schattauer
Liebe Sandra,
ich wusste gar nicht, dass es so exklusive ist und die Promidichte so hoch. War erst ein wenig eingeschüchtert. Habe ich fand es wirklich ganz wunderbar und habe selten so einen besonderen Ort erlebt.
Liebe Grüße,
Julia
Inka
Haha, die Anekdote ist der Knaller. 😀
Super schön geschrieben liebe Julia, endlich habe ich etwas mehr Bilder im Kopf, denn ich schiele schon seit zwei Jahren auf einen Aufenthalt. Der ist jedoch – jedenfalls zusammen mit dem Mann – finanziell bei meinem eher schmalen Redakteurs- und Bloggergehalt ziemlich unerreichbar, leider. Daher vielen Dank für den schönen Einblick. Und ich finde es immer toll, wenn hinter einem Hotel noch so viel mehr steht, das der ganzen Region zugute kommt, und das scheint mir bei der Bleiche der Fall zu sein.
Liebe Grüße
Inka
Julia Schattauer
Lieben Dank für deinen Kommentar, Inka! Das mit dem Preis ist auf jeden Fall richtig! Aber auch, dass dieses Hotel wirklich etwas Besonderes ist. Die Liebe zur Region wird einfach ganz deutlich und das ist sehr schön für den Spreewald.
Liebe Grüße!
Julia
Sehr schön geschrieben liebe Juli! Du machst es einem schon sehr schmackhaft
Julia Schattauer
Danke dir, Juli!
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