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Was vom Sommer übrig bleibt

Last Updated on 12. Mai 2021 by Julia Schattauer

Heiß, heißer, Sommer 2018 – es war der Jahrtausend-Sommer. Über Wochen hatten wir bestes Sommerwetter in ganz Deutschland. Das ständige Sommer-Gernörgel von wegen „als wir Kinder waren, da war Sommer noch richtig heiß und bleib für Wochen“ musste in diesem Jahr zu den Akten gelegt werden. Plötzlich sprachen die Menschen in der U-Bahn von Rekordhitze und von Anti-Hitze-Tipps fürs Büro. Jetzt konnte über die Hitze gemeckert werden, statt über ins Wasser gefallene Sommerferien. Konstant über 30 Grad, das sorgte für Schwimmbadstimmung, Eislaune und das Gefühl von Fernreise an der deutschen Ostsee. Klar, so ein Wetter geht auch an die Substanz. Von der Natur ganz zu schweigen. Doch was ich sagen will: Jetzt hatten wir ihn, den Sommer unseres Lebens. Von dem wir unseren Kindern später noch erzählen.

„Doch ich? Ich habe das Gefühl, dass der Sommer bei mir gar nicht richtig angekommen ist.“

 

Klar, ich war grillen. Genauer gesagt ein Mal. Wir waren am See, sogar mit überdimensionalem Aufblasflamingo. Ich habe mit meiner Nichte im Babybecken geplanscht und Massen an Eis gegessen. Wir waren in Irland und das bei strahlendem Sonnenschein, der fast die komplette Woche andauerte. Waren in Dingle baden und holten uns Sonnenrand während unser wunderschöner grasgrüner VW-Bulli neben uns am Strand stand. Obwohl ich das hatte, habe ich das Gefühl, dass das nicht genug war. Was vom Sommer bleibt? Nicht so wirklich viel.

Dieses Sommerferiengefühl, Urlaubsstimmung, Sommerloch, davon habe ich nicht viel gespürt. Ich konnte den Standby-Modus nicht richtig anschalten. Leider keine Sommerpause bei mir, dafür viel zu tun. Statt stundenlang im Park zu liegen, war ich meistens am Laptop. Ich will mich nicht beschweren: Beruflich ist es toll, wenn statt Sommerflaute Auftragshoch angesagt ist. Doch die Arbeit blieb auch nach Arbeitsende in meinem Kopf. Selbst die Freizeit, die kleinen Auszeiten, die ich mir gönnte, haben kein ausgelassenes Gefühl gebracht.Im Kopf immer am Planen. Termine und Abgabefristen statt einfach mal abhängen. Oft hatte ich in freien Minuten gar keine Lust mehr auf Sommerspaß, sondern bleib erschöpft zuhause. Ich konnte einfach nicht auf Freizeit umschalten. Den Sommer genießen, das verschob ich immer wieder. Der Plan war, dass ich im Herbst nochmal ins Warme fahre. Die verpassten Sommertage hier, kann ich ja dann irgendwo in Südspanien nachholen. Doch daraus wurde nichts und damit die Chance, die Sonne nachzuholen.

„Es ist nun einmal so, dass selbst ein schöner Sommer kein Gefühlshoch bringen kann, wenn das Drumherum nicht stimmt.“

 

Was vom Sommer bleibt? Das Gefühl, ihn irgendwie verpasst zu haben. Ich habe mich fast schon ein bisschen gefreut, als die ersten nassen Herbsttage kamen. Denn sie passten einfach besser zu meinem Alltag, zu meinem Stimmungsbild. Ich konnte arbeiten, ohne ständig nach draußen zu schielen. Ich konnte schlecht gelaunt sein, denn zum Herbst passt das ja. Bei Schietwetter gehört das Herbsttief zum guten Ton. Doch dann macht 2018 auch beim Herbst den Strebermodus an. Güldene Sonne, warme Temperaturen und so herrlich buntes Laub. Ich habe das Gefühl, eine Chance zu bekommen, noch ein wenig Sommergefühle zu speichern. Es scheint so, also müsste der Herbst mein Sommer werden.

Ich denke, es ist an der Zeit, den Laptop zuzuklappen und herauszugehen. Um Sonne zu tanken, buntes Laub zu sammeln und Ausflüge zu machen. Noch ein paar Momente erleben, die mir ein verspätetes Sommergefühl bringen, in der Herbstedition. Auch wenn der Terminplan noch so voll ist, die Arbeit noch so wichtig: Nichts ist wichtiger als das Seelenwohl, denn das blieb auf der Strecke. Zum Glück lässt sich das so herrlich einfach füttern: Mit Sonne! Und dem Laptop und Handy schön ausgeschaltet zu Hause. Der Plan ist schon gemacht: Das Auto ist gemietet und der Ausflug zur Schorfheide fix. Ein paar Streicheleinheiten mit Ponys und der Akku ist schon ein wenig voller.

Und passend dazu gibt es meine „Oktober bezirzt“-Playlist.

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