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Reisen,  Asien,  Indien,  Kolumnen,  Reisegeschichten

Varanasi. Es geht um Leben und Tod

Last Updated on 31. August 2021 by Julia Schattauer

Es ist 5 Uhr morgens, die Sonne geht rotglühend am Horizont auf und taucht den Ganges in ein magisches Morgenlicht. Ein junger Inder schippert uns über den Fluss. Vorbei an Menschen, die ihre rituelle Morgenwaschung begehen. Vorbei an den brennenden Scheiterhaufen, vorbei an Arbeitern, die die Wäsche für die Hotels auf dem Waschstein bearbeiten. Es ist diese Mischung aus Beklemmung, Geschäftigkeit und Spiritualität, die Varanasi so eigen macht, so intensiv.

Ich bin ganz ergriffen vom morgendlichen Treiben. Alles ist in ein mystisches Licht getaucht. Vom Boot aus kann man das Geschehen an den Ghats mit angenehmen Abstand beobachten. Noch liegt eine wohltuende Kühle über Varanasi. Ich beobachte die Stadt, die mich so seltsam in ihren Bann gezogen hat und fühle mich ganz plötzlich ruhig,  irgendwie angekommen.


Gedämpft wird die Stimmung vom Gespucke unseres Bootführers, von seinem ungenierten Gepopel und der hartnäckigen Verkaufsmasche eines Blumengesteckverkäufers, der uns unbedingt ein Gesteck schenken will, um dann doch auf ein paar Rupies Spende zu bestehen. So typisch für Indien, ich ärgere mich und lächele doch.

Varanasi ist die heiligste Stadt der Hindus. Gläubige pilgern in die Stadt Shivas, um dort im heiligen Ganges zu baden. Wer es schafft, hier zu sterben und an den Ufern der heiligen Ganga verbrannt zu werden, dem ist ein Ausbruch aus dem endlosen Kreis der Wiedergeburt sicher und der direkte Übergang ins Nirvana.

Ich muss zugeben, dass mir Varanasi im Vorhinein eine Heidenangst eingejagt hat. Ich hatte schon auf dem ganzen Trip meine Probleme in Indien. Menschenmassen und Verkehr haben mich nicht nur einmal kurz vor den Nervenzusammenbruch gebracht. Varanasi sei schwer zu begreifen, gehe an die Substanz, hörte ich oft und war auf alles vorbereitet. Soweit das irgendwie geht. In Varanasi ist der Tod allgegenwärtig und ich war gespannt, wie ich damit umgehen würde.

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Seit zwei Tagen sind wir nun in Varanasi, es ist die zweitletzte Station unserer Reise. Als wir die wie immer turbulente Rikschafahrt hinter uns gebracht hatten und uns in den engen mittelalterlichen Gassen unseren Weg zum Hotel bahnten, war ich angespannt und ängstlich. Doch irgendwie passierte … nichts. Ich fühlte mich in den engen Gassen sicher, konnte mich dem Tempo anpassen, war in der richtigen Bewegung, im Flow.

Unser Hotel liegt direkt am Manikarnika Ghat, dem größten Verbrennungsghat der Stadt. Wir schlafen also nur wenige Meter von dem Ort, wo täglich hunderte Leichen verbannt werden, in einem großen Siechenhaus unzählige Menschen auf ihren Tod warteten. Ihr Zustand mehr tot als lebendig. In Varanasi verbrannt werden ist die Erfüllung, eine kostspielige. Der Tod ist ein gutes Geschäft in Kashi, wie sie die heilige Stadt auch nennen. Eine Verbrennung ist teuer. Je nach Holzart variiert der Preis. Sandelholz ist selbst für westeuropäische Begriffe unbezahlbar.

Schon von Weitem sieht man den Rauch am Flussufer, wir folgen ihm. Zuerst erblicken wir die riesigen Stapel Holz, die sich hier aneinanderreihen, Stapel um Stapel. Sie lassen erahnen, wie viele Verbrennungen hier stattfinden. Dann sehen wir die ersten Scheiterhaufen und das erste Feuer.

Wir halten Abstand, beobachten die Szenerie. Menschliche Körper in wunderschöne farbige Tücher gehüllt werden auf Holzhaufen gelegt, mit einer Flamme des ewigen Feuers entfacht. Angehörige versammeln sich um die Verstorbenen, ruhig und bedächtig. Ich höre in mich hinein, warte auf ein Gefühl. Doch zu abstrakt ist das Geschehen. Ich reagiere gar nicht. Ich erkenne die Konturen der Körper, ich sehe einen Arm, der seitlich vom Holz gerutscht ist. Ich erkenne ein Knie und höre das Knacksen eines Schädels, der durch die Hitze aufbricht. Ich weiß, da verbrennen Körper, aber ich fühle es nicht.

Unten im Fluss sieben Männer nach Zahngold und Schmuck. Noch eine Weile stehen wir da und verharren. Es ist ein komisches Gefühl nicht zu wissen, wie man sich an einem solchen Ort verhalten soll. Wir halten respektvoll Distanz, lassen die Kamera in der Tasche. Doch plötzlich kommt ein Mann zu uns, sagt, dass wir hier nicht stehen dürfen. Wenn wir etwas erfahren wollen, dann sollen wir mit ihm kommen. Er könne uns in das Innere des großen Hauses führen, wo die Kranken auf den Tod warteten. Ich hatte schon zuvor von dieser Masche gelesen. Die Bestatter sind unberührbar und versuchen sich mit den Touristentouren etwas Geld dazuzuverdienen. Auch hier ein profitables Geschäft mit dem Tod. Doch eine Tour vorbei an Kranken und Toten ist so ziemlich das Letzte, was ich will und so gehen wir vorbei an Holzstapeln und den Feuern und folgen den Treppenstufen am Wasser entlang

Varanasi Verbrennung

Wir laufen schweigsam und beobachtend, sehen Kinder beim Cricketspielen zu, beim Planschen im Wasser. Daneben wird Wäsche gewaschen und sich selbst rituell gereinigt. Eine Herde Wasserbüffel steht im Wasser an den Treppenstufen und genießt das kühle Nass. Zwischen ihnen ragt etwas aus dem Wasser. Wir schauen näher hin und erkennen, dass es sich um eine Leiche handelt. Ein Mann steht daneben aber der Anblick stört hier keinen, auch nicht die Kinder, die nur wenige Meter daneben im Wasser spielen. Der Mann sieht, dass wir den toten Körper entdeckt haben und ruft: „Yes, it’s a dead body, it’s a man“, und streckt grinsend den Daumen nach oben. Wir bedanken uns höflich für die Auskunft und gehen weiter.

Nicht alle Leichen dürfen nach hinduistischem Glauben verbrannt werden. Kinder, Heilige, Kranke und auch Homosexuelle dürfen beispielsweise nicht feuerbestattet werden. Auch Menschen, die sich die Einäscherung nicht leisten können werden deshalb einfach in den Fluss geworfen. Hunde und Vögel halten sich in Scharen am Wasser auf.

Varanasi Blog

Der Spaziergang am Ufer des Ganges ist wie ein Sinnbild für das Leben. Wir haben Ganga sprudelnd und sauber in den Bergen gesehen, breit und träge in Haridwar und hier in Varanasi ist er der Mittelpunkt von Leben und Tod. Der Fluss ist heiliges Wasser für das rituelle Bad, er ist Spielplatz für die Kinder, Waschstube, letzte Ruhestätte und Müllhalde.

So widersprüchlich der Umgang mit dem Fluss erscheinen mag, so authentisch zeigt er das indische Leben. Hier findet das Leben statt, Alltag zwischen Mystik, tiefer Gläubigkeit und alltäglichen Problemen und zwischendrin: der Tod. Was hier so selbstverständlich ist, ist für uns schwer zu begreifen. Unsere Sinne nehmen alles wahr, aber unser Geist versteht noch gar nichts.

Wir gehen zurück durch die engen Gassen, quetschen uns vorbei an Souvenirhändlern, passieren Straßen, die von Polizisten mit Maschinenpistolen gesäumt sind. Religiöse Konflikte stehen hier an der Tagesordnung. Bombenanschläge rissen hier bereits Menschen in den Tod.
Wir sitzen auf kleinen Hockern und probieren den besten Lassi der Stadt, während vier Männer eine in Tüchern gehüllt Leiche vorbeitragen. Varanasi hat eine sonderbare Atmosphäre, der Tod ist so präsent, genauso wie das ausgelassene Leben.

Ich bin ganz ruhig. Ich merke, dass ich das Gesehene nicht richtig verarbeiten kann. Ich verstehe es, aber ich fühle es nicht. Noch nicht. Doch in der Nacht prasselt alles auf mich herab. Ich träume vom Tod. So intensiv, dass ich zitternd aufwache und doch bleibt am Ende ein gutes Gefühl.
Ich bin froh, dass ich mich hier mit dem Tod auseinandersetzen muss. Hier gehört er zum Leben.

Varanasi
Varanasi Ganges
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