Regen im Paradies: Koh Rong und Koh Rong Samloem
Last Updated on 31. August 2021 by Julia Schattauer
Neun Stunden lang sind wir in schwüler Hitze durch die Ruinen von Angkor gelaufen. Haben Fotos von den drei markanten Türmen von Angkor Wat gemacht, sind staunend an den von Baumwurzeln verschlungenen Mauern von Ta Prohm entlanggelaufen. Wir haben uns der erschütternden Geschichte Kambodschas gewidmet. Haben Bilder im ehemaligen Foltergefängnis Tuol Sleng betrachtet, die kaum zu ertragen und so schnell nicht mehr aus unserem Bewusstsein wegzudenken sind. Wir sind durch eine Gartenidylle gelaufen, an der unfassbares Leid geschehen ist, den Killing Fields.
Kambodscha hält Dinge für die Besucher bereits, die überwältigend sind, in ganz unterschiedlicher Weise. Überwältigend in ihrer Schönheit, Größe und leider auch Grausamkeit. All das gehört zu Kambodscha und macht dieses Land zu dem, was es ist. Nach einer Woche vollgepackt mit Eindrücken sind meine Cousine und ich erschöpft. Wir sehen uns nach Erholung und dem süßen Nichtstun. Wir wollen ans Meer, auf Inseln und in der Sonne baden. Wir wollen ein paar Tage lang nichts außer Strand, Fruchtshakes und schnorcheln.
Auf nach Koh Rong
Mit dem Nachtbus geht es gen Süden, mit dem Boot nach Koh Rong. Bei der Überfahrt strahlt die Sonne, doch sobald wir angekommen sind, ziehen Wolken auf. Wir schaffen es noch zu unserer Unterkunft mit dem hübschen Namen Paradise und gerade noch ins Innere, bevor sich ein heftiger Regenschauer über der Insel ergießt. Es ist Regenzeit und wir kennen das Prinzip „Wolkenbruch – Sonnenschein – Repeat“ schon. Wir machen es uns mit unserem Begrüßungsgetränk im Restaurant mit Meerblick gemütlich und schauen dem Wetter über dem Meer zu. Doch auch als der Regen nachlässt, bleiben die dichten Wolken am Himmel. Wir beziehen unseren Bungalow im Dschungel mit Freiluftbad, doch auch danach will das Wetter nicht besser werden. Wir schnappen uns unsere Bücher und machen uns wieder auf den Weg ins Restaurant und verbringen unsere Zeit mit Lesen, Essen und Fruchtshakes. Das Faulenzen tut gut, auch ohne Sonne.
In der Nacht ziehen wieder heftige Regengüsse über die Insel und im Halbschlaf kommen Erinnerungen an den Taifun in Thailand zurück. Glücklicherweise bleibt es hier beim Regen und außer ein paar Regentropfen, die in regelmäßigen Abständen auf mein Gesicht tropfen, überstehen wir die Nacht unbeschadet.
Am Morgen regnet es immer noch. Unser Tagesprogramm: Lesen, Essen und Trinken. Das Wetter will einfach nicht besser werden und uns bleibt nichts anderes übrig als abzuwarten. Wir bleiben drei Nächte, dann geben wir auf. Wir beschließen, weiter auf die Nachbarinsel zu fahren. Vielleicht ist das Wetter auf Koh Rong Samloem besser? „Das Wetter ist unberechenbar“, sagt Basti, der Manager. „Man weiß nie, wie es wird und manchmal ist hier das größte Mistwetter und auf Samloem scheint die Sonne“. Das gibt uns Hoffnung und so machen wir uns mit dem Boot auf den Weg zur Schwesterunterkunft. Denn auch auf Koh Rong Samloem gibt es ein Paradise und dort wollen wir ein paar Tage verbringen.
Regen, Regen, Regen
Es regnet als wir einsteigen und je weiter wir in Richtung Samloem kommen, desto beschissener wird es. Wir sind pitschnass als wir am Pier aussteigen. Wir sind am äußersten Rand des Strandes und müssen einmal genau auf die andere Seite. Der Mann auf dem Boot meinte, dass wir hier raus müssen. Doch als wir uns im strömenden Regen auf den Weg zum Paradise machen, fährt das Boot munter an uns vorbei und hält doch noch am Pier, das viel näher an unserer Unterkunft ist. Egal. Wir sind eh nass bis auf die Unterhosen und eine halbe Stunde durch den Regen am Strand entlang, macht jetzt auch keinen Unterschied mehr. Als wir ankommen, begrüßt uns Christina, die Managerin mit einem „Welcome to Paradies“ und wir fühlen uns auf Anhieb wohl.
Wie beziehen unsere Villa mit Meerblick, die modern und großzügig ist. Als unsere Bäuche kollektiv „Hunger“ rufen, gehen wir ins Restaurant. Das Wetter ist noch immer bescheiden und wir verkrümeln uns bei einem späten Frühstück im großen Restaurant. Die Nebensaison wird für die anfallenden Schönheitsreparaturen genutzt. Ein paar Jungs sind dabei einen Tisch mit Schmirgelpapier zu bearbeiten, doch uns stört das nicht. Im Gegenteil: Wir genießen die familiäre Stimmung. Einige Kinder spielen auf dem Boden, Hunde liegen schlafend auf dem Boden und auf das Dach prasselt der Regen. Ein wenig genieße ich diese Stimmung. Es fühlt sich an wie die ersten Tage im Herbst. Dann, wenn man noch der Sonne nachtrauert, aber die heimelige Stimmung auf dem Sofa und den ersten Kerzenschein noch richtig zelebriert.
In den nächsten beiden Tagen reden wir mit Christina hauptsächlich über das Wetter. Wird es besser oder nicht? Immer dann, wenn die Sonne kurz durch die Wolken blinzelt, schnappen wir alle unsere Handtücher und Bikinis und machen es uns am Strand gemütlich, um kurz darauf vor der den Regentropfen wieder ins Restaurant zu flüchten. Es ist wie verhext. Ich lese in diesen Tagen sage und schreibe elf Bücher, darunter neben einigen Krimis und Reiseerzählungen auch die Buddenbrooks. Man hat ja sonst nichts zu tun. Wir schwanken in unserer Stimmung zwischen gemütlich und genervt. Ich nutze die Zeit mal zum tiefgehenden Erholen, dann wieder packt mich die Motivation und ich schreibe Listen und plane allerhand Dinge für die Zeit nach der Reise.
Als wir ein paar Tage später wieder auf dem Boot in Richtung Sihanoukville sind und dort auf den Bus nach Kampot warten, verziehen sich die Wolken und die Sonne begrüßt uns überschwänglich. Wir müssen lachen, denn wir können unser Pech auf den Inseln kaum glauben. In den nächsten Tagen ist das Wetter wechselhaft, wie es sich für die Regensaison gehört: Regenschauer, Sonne, Regenschauer. Damit können wir umgehen. Wir beschließen, es noch einmal mit einer Insel zu versuchen und fahren nach Koh Tonsay, auch Rabbit Island genannt. Im Gegensatz zum sonnigen und heißen Vortrag, regnet es aber genau am Tag der Überfahrt schon wieder seit den frühen Morgenstunden. Wir ahnen es: Das ist kein gutes Zeichen. Die Bootsfahrt ist ungemütlich. Es schaukelt gewaltig und das Wasser schwappt regelmäßig über Bord. Als wir angekommen sind, suchen wir uns eine Hütte, gehen essen und hoffen auf besseres Wetter. Vergeblich. Es regnet in Strömen bis zum nächsten Morgen. Die Einheimischen sitzen unter Planen und spielen Karten. Sie scheinen das Wetter zu mögen, denn für sie bedeutet dies vor allem Erholung von der stressigen Hauptsaison. Entnervt geben wir auf und fahren mit dem ersten Boot zurück aufs Festland. Und rate, was passiert: Nach ein paar Stunden scheint hier wieder ganz unschuldig die Sonne.
Info: Die Paradise Bungalows auf Koh Rong und Koh Rong Samloem sind für kambodschanische Verhältnisse nicht gerade günstig, doch dafür gibt es in beiden Unterkünften tolle Restaurants. Vor allem auf Samloem findet man kein besseres Essen in diesem Preisrahmen. Mein Lieblingsessen ist der Tofu mit Khmer-Kräutern, ich habe es fast jeden Tag gegessen. Auf Koh Rong sind die Unterkünfte einfacher und mitten im Dschungel. Ich liebe das und bin mit offenen Badezimmern und Wildlife zu begeistern. Auf Samloem sind die Unterkünfte etwas neuer und komfortabler, aber auch offen gestaltet. Das heißt, Badezimmer und das Dach Richtung Terrasse sind auch nach oben offen. An alle Angsthasen: Ich habe auch Respekt vor Spinnen aber die großen Moskitonetze schützen. Auf Koh Rong gab es eine Spinne im Bad, die sofort verschwunden ist, als ich die Tür geöffnet habe, auf Samloem hatten wir nur zwei tolle Tokehs als Haustiere.
Hinweis: In beiden Unterkünften haben wir einen kleinen Rabatt bzw. ein Upgrade bekommen als ich gesagt habe, dass ich Bloggerin bin. Der Artikel ist davon nicht beeinflusst.
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