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Der erste Schritt ist immer ein Ja: Mein Sri-Lanka-Tagebuch (4)

Last Updated on 12. Mai 2021 by Julia Schattauer

We escape welligama

Seit meinem letzten Bericht von meinem kurzen Zwischentief sind einige Tage vergangen. Ich war wegen einer Kooperation in einem tollen Ressort mit Pool und grandiosem Essen, ich habe Zeit mit einer Deutschen und ihrem neun Monate alten Sohn verbracht. War mit dem Kleinen plantschen und habe mit ihnen eine Freundin besucht, die ein kleines Häuschen in Unawatuna gebaut und einen Beach Boy geheiratet hat. Ich sage dir, was für Geschichten ich hier gehört habe. Abgefahren!

Danach bin ich weiter nach Welligama. Hier habe ich in dem wohl luxuriösesten Hostel gewohnt, das ich je gesehen habe. Pool, Restaurant, Lounge, alles drum und dran. Sowohl vom Ressort als auch vom Hostel werde ich noch ausführlicher berichten. Im „We Escape“ habe ich den Namen sehr wörtlich genommen. Ich habe morgens am Pool, nachmittags am Strand gelegen, eine super Zeit mit netten Frauen verbracht und die Welt da draußen einfach ausgeblendet. Abends gab es ein Gläschen Wein oder Cocktails und stundenlange Gespräche. Zusammen haben wir kleine Ausflüge gemacht, Restaurants besucht. Auch wenn ich ein paar Stündchen arbeiten musste, fühlte ich mich so richtig wie im Urlaub. Keine Ahnung, welcher Tag eigentlich war, war ja auch egal. Kein großen Pläne. Pool, Essen, Strand – repeat.
So entspannend ich diese Tage fand, so sehr mir der Austausch mit den Mädels gut getan hat: Was ich ein bisschen hinten angestellt habe, war nicht nur die Welt da draußen in Sri Lanka, sondern auch diese Reise zu mir, von der ich im letzten Tagebuch-Bericht sprach. Es war so einfach sich dem Leichten hinzugeben. Die Tage schlichen in ihrer Langsamkeit dahin und rasten trotzdem ohne Rücksicht. . Ich habe die letzen Tage eine Auszeit vom Reisen genommen, entspannt und mich trotzdem von meinem Gedanken und Gefühlen abgelenkt. Ich war nicht kreativ, hatte keine Lust zu schreiben. Mein Gehirn lief auf Sparflamme. Und das war für eine Zeit auch gut so. Doch meine Reise geht langsam aber sicher dem Ende zu und ich fühle mich noch nicht breit heimzukommen

Doch kaum bin ich weitergezogen, aus der Gruppe raus und wieder alleine, da geht meine eigentliche Reise weiter. Meine Gedanken kommen wieder auf Trab. Mein Gehirn bekommt wieder Input. Gestern habe ich etwas gemacht, das längst überfällig war. Ich habe wieder mit dem Yoga angefangen. Das mag sich jetzt unspektakulär anhören, aber für mich war es ein großer Schritt.

Als ich in Indien mit dem Yoga anfing, merkte ich trotz aller Anfangsunsicherheiten, dass das irgendetwas mit mir macht, was gut ist. In Berlin fand ich mit Kirileigh eine Lehrerin, in die ich mich schockverliebte. Wegen einer Fuß-OP pausierte ich und plötzlich konnte ich mich nicht mehr überwinden. Zu müde, keine Lust, keine Zeit – ich fand immer wieder Ausreden und die Überwindung wurde immer schwieriger. Kann ich das überhaupt noch? Vielleicht stelle ich mich doof an. Bestimmt sind alle anderen besser. Ich hab es einfach nicht auf die Reihe gekriegt.

fort edge resort
Hier in Mirissa teile ich mit das Zimmer mit eine Yogalehrerin, die mich zu ihrem Kurs einlud. Nachdem ich wieder tausend Ausreden in meinem Kopf fand, sagte ich überraschend „Ja, ich mache mit“, selbst überrascht von meiner Antwort. Und ja, ich fühlte mich ungelenkig, tollpatschig, ängstlich. Jede Bewegung fühlte sich eingerostet und unbeholfen an und trotzdem: Am Ende war ich einfach nur glücklich. Stolz, dass ich mich überwinden konnte. Zufrieden, weil sich mein Körper gut anfühlte. Und hoffnungsvoll, dass ich es immer wieder schaffen werde, aus der so vielzitierten Komfortzone zu treten. Denn es sind diese scheinbar kleinen Schritte, die wir machen müssen, um uns Stück für Stück zu der Person zu entwickeln, die wir sein wollen.
Ich für meinen Teil will mehr zum Macher werden. Ich bin gut darin, alles zigfach zu durchdenken, mir Dinge auszureden, zu grübeln. Ich bin weder spontan noch mache ich etwas aus der Laune heraus, zumindest viel zu selten. Das will ich ändern. Der erste Schritt ist immer ein Ja.

 

Habt ihr schon die vorherigen Teile meines Tagebuchs gelesen?

Sri-Lanka-Tagebuch 1

Sri-Lanka-Tagebuch 2

Sri-Lanka-Tagebuch 3

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