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Asien,  Indien,  Kolumnen,  Reisen

The Scent of India. So riecht Indien.

Last Updated on 12. Mai 2021 by Julia Schattauer

Indien

Indien. Extremely loud and incredibly close. Teil 2: The Scent of India

Chaos, Lärm und Menschenmassen – Indien ist bunt, laut und betörend, eine echte Herausforderung für alle Sinne. 

Der Duft von frisch gebackenem Chapati mischt sich mit dem von Abwasserpfützen, der einträchtige Lobgesang an die Götter mit energischem Hupen und neben prächtigen Ganeshatempeln häufen sich die Müllberge. In Indien gibt es alles, davon zu viel und alles gleichzeitig. Das ist beängstigend, nervig und immer wieder wunderschön.

Meine kleine Reihe „Indien. Extremely loud and incredibly close.“ beschäftigt sich mit dem sinnlichen Indien: Wie riecht es, wie klingt es, wie fühlt es sich an.

Und, wie sollte es in Indien anders sein, es reicht von einem Extrem ins andere. Im ersten Teil ging es um den Klang. Hupen, Gebete, Meeresrauschen. Nun folgt der Geruch.

Geruch, das ist in Indien so eine Sache. Zwischen süßem Patchouliduft und beißendem Müllgestank liegen oft nur wenige Meter. Auch hier gilt, Indien ist ein Land der Extreme.

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Indisches Essen

Essen

Ghee, das typisch indische Butterfett, brutzelt in den Töpfen und verbreitet einen süßlichen butterigen Duft. Frisch gebackenes Chapati kommt aus dem Ofen, der Geruch von Tee strömt in die Nase.
Die Aromen der indischen Küche liegen in der Luft und das zu jeder Tageszeit. Schon früh morgens rieht es nach Knoblauch, Kreuzkümmel, Kurkuma und Koriander. Der Duft indischer Gewürze ist betörend und so charakteristisch. Und er ist hartnäckig, er setzt sich auf Haut, Haaren und Kleidung fest.
Je nach Region variieren die Düfte. In Goa kommt mir der Duft von frisch gegrilltem Fisch in den Sinn, im hohen Nordern der leicht saure Geruch vom Yakkäse.
Ich muss in Berlin nur an einem indischen Restaurant vorbeigehen und schon ist er da, der Indien-Flashback.

Frisches Chapati. Schmeckt gut, riecht gut.
Frisches Chapati. Schmeckt gut, riecht gut.

Rituale

Der schwere Patchouliduft, den man aus den kleinen indischen Läden in Deutschland kennt, ist in Indien überall. Räucherstäbchen brennen in den Häusern, den Geschäften und natürlich in den Tempeln. Sie gehören zu den religösen Ritualen und somit auch zum Alltag der Inder.
Bei den abendlichen Aarti, den Dankesritualen am Fluss, spielen die Gerüche eine große Rolle. Der Duft von Kräutern, Sandelholz und Harzen schafft eine magische Atmosphäre.
Das Räuchern von kostbaren Materialien ist eine Opfergabe und dient zur rituellen und atmosphärischen Reinigung. Der Duft von ätherischen Ölen und Räucherwerk ist intensiv und sicher nicht jedermanns Sache. Ich aber liebe den schweren Geruch und freue mich immer, wenn ich eine Räucherstäbchen entzünde oder an Stoffen aus Indien schnuppere. Der Geruch bleibt an Kleidung und Tüchern haften, selbst nach mehrmaligem Waschen. Indien lässt dich nicht los.

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Sadhu mit Räucherwerk

 

Natur

Klar, wir alle kennen den Duft von Blüten, aber glaubt mir, das ist kein Vergleich zu Indiens duftender Natur. Blüten riechen süßer, das Meer salziger und der Geruch von trockener Erde beißt nahezu in der Nase. Wenn ich an Hampi denke, dann sehe ich nicht nur die Reisfelder, ich reiche das saftige Grün der Pflanzen. Ich rieche das frische sprudelige Wasser des noch jungen Ganges in Rishikesh. Ich rieche die Blüten im Vorgebirge des Himalayas, die so intensiv duften, wie ihre knallig rote Farbe ist. Ich denke an Pushkar und habe den sandigen Geruch in der Nase, der beißend ist und warm.

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Tolle Farbe, toller Duft. Und: unglaubliche Bergluft.

Müll

Ihr habt es geahnt, so lieblich werden die Gerüche nicht bleiben. Bei Indien denkt man an Müll, an Dreck und das zu Recht.
In den Straßen, hinter den Häusern, in den Flüssen, überall stapelt sich der Müll. Küchenabfälle, Plastikverpackungen, Industriemüll, alles gammelt in der brütenden Hitze. Dass das nicht gut riechen kann, ist jedem klar. Der säuerliche Geruch erinnert ein bisschen an den eines Festivals. Nach drei Tagen mit zuerst Regen und dann 40°C im Schatten.
Um den Müll irgendwie aus den Augen zu bekommen, ist es üblich, ihn am Abend in kleinen Häufchen am Straßenrand zu verbrennen. Dann überdeckt der beißende Qualm den Müllgestank.

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Schweinchen mit Mittagessen

Hinterlassenschaften

Neben dem Müll sorgen menschliche und tierische Hinterlassenschaften für ungute Luft und unsaubere Umgebungszustände. Um es ganz diplomatisch auszudrücken.
Ihre Toilette verrichten die meisten Inder am Straßenrand, in den Feldern und am Wasser. Frauen auch, jedoch müssen sie auf den Schutz der Dunkelheit warten.
Keine Sorge, ich möchte euch gar nicht zu detailliert berichten. Wenn ich Wörter wie Zugtoilette (die übrigens nur Löcher im Boden sind) in den Raum werfe, dann wird euer Kopfkino schon genug Informationen liefern.
Besonders Bahnhöfe sind eine Herausforderung für die Nase. Vom Zug aus fallen die Hinterlassenschaften direkt auf die Schienen, die auch sonst als Toilettenersatz dienen. Überlegt man kurz, wie viele Millionen Inder täglich die Züge nutzen, dann kann man sich vorstellen, wie es riecht.

In den Häusern ist es immer sehr sauber, auch in den Badezimmern. Eine Eigenart im Badezimmer, die mich ein bisschen irritiert hat, war, dass in den meisten Abflüssen kleine weiße Tabletten zu finden waren, die so intensiv nach Mottenkugeln rochen, dass es in der Nase wehtat. Ob sie eine reinigende Funktion haben oder lediglich Gerüche übertünchen soll, weiß ich allerdings auch nicht.

Auch die Tiere lassen ihre Ausscheidungen zurück. Da es in Indien sehr viele Tiere gibt, könnt ihr euch ausmalen, wie es mit ihren Ausscheidungen aussieht. Jede Kuh, jeder Affe, jeder Hund und jedes Kätzchen hinterlässt sein Geschäft auf der Straße.
Sagen wir so, es ist wirklich ratsam beim Laufen auf die Straße zu achten, vor allem wenn man Flip Flops trägt.

Eine kleine Notiz am Rande zum Thema „Hinterlassenschaften“. Bei den Leichenverbrennungen riecht es nach Holz, nach Rauch und nach ätherischen Ölen. Etwas, das nach verbranntem Fleisch riecht, konnte ich nicht erkennen. Aber nun ja, in Varanasi riecht es generell recht stark und als Vegetarier bin ich auch nicht so der Experte was Fleischgeruch betrifft.

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Vom Zug aus sieht man unzählige Menschen bei der Morgentoilette

Verkehr

Der indische Straßenverkehr ist wahrlich die Hölle. Ohne Ausnahme.
Die Anzahl der Fahrzeuge von Karren, Mofas, Motorrädern, Rollern, Rikschas, Autos, kleinen Bussen, großen Bussen und Lastwagen ist schon ein riesiges Problem. Hinzu kommen der schlechte Zustand und das Alter der Fahrzeuge. Wie sich das auf die Umwelt und auf den Geruch auswirkt, kann man erahnen. Es riecht nach Abgasen und Rauch.
Kleines Experiment nach einem Tag in der Stadt oder auf der Straße: einfach mal mit dem Finger über die eigenen Haut streichen. Was bleibt ist ein schwarzer Film auf der Fingerspitze. Genau so riecht es auch.

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Mundschutz? Gar keine schlechte Idee.

 

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Staub, Sand, Trockenheit. Riecht nach Fön in der Nase.
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Räucherwerk und Öle. Ein toller Duft und Teil der religösen Rituale.
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Jepp, riecht genau so, wie es aussieht.
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Viele Tiere machen viel Dreck. Riecht man.

 

Inmitten von Bäumen.
Inmitten von Bäumen.

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