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Berlin,  Kolumnen,  Pfalz: Krawwelkatz

Zwischen den Welten: Mein Doppelleben und ich

Last Updated on 12. Mai 2021 by Julia Schattauer

PfalzIch sitze gerade mit meinem Mac im Betahaus. Um mich herum: konzentrierte Gesichter, englisches Gemurmel, Mate und im Hintergrund läuft Minimal. Ich muss noch einen Text für eine Kundin fertig schreiben, ein bisschen am Blog feilen, Redaktionspläne schmieden.

Ich bin Freelancerin, Bloggerin, ortsunabhängig und somit im Co-Working-Space absolut richtig am Platz. Später gehe ich noch kurz ans Maybachufer, um Gemüse an meinem Lieblingsbiostand zu kaufen und später treffen wir uns in unserer WG in der Graefestraße, um zu pokern. Klingt selbst in meinen Ohren nach absolutem Berlinklischee.

Aber es ist mein Leben, ich fühle mich wohl im Getümmel am Hermannplatz, zwischen den Dealern in der Hasenheide, inmitten der Hauptstadt. Meistens zumindest, denn gerade muss ich mich erst wieder eingewöhnen, denn ich schwebe noch zwischen den Welten, zwischen meinen zwei Leben.

Die letzten zehn Tage war ich in der Heimat. In Kalkofen, einem nichteinmal 200-Seelen-Dorf im idyllischen Nordpfälzer Bergland. Hier gibt es ein paar Weinberge, deren Lage nicht so gut ist wie in der Südpfalz, es gibt Rapsfelder, Windräder, ziemlich viele Rehe und vor allem gibt es hier meine Familie. Ich bin ein „Pfälzer Märe“, durch und durch. Ich rede Dialekt, sobald ich mit der S-Bahn aus Mainz in Richtung Alsenz fahre und ich liebe dieses kleine Dorf. Bei meinen Eltern habe ich noch immer mein Jugendzimmer im Keller. Es sieht fast so aus wie damals, als ich mit 19 nach München gezogen bin.

Ich war damals ziemlich in der Metal- und Gothicphase und so ziert meine Wand ein Gemälde von einem abgestorbenem knochigen Baum, auf meinem Fußboden ist (ernsthaft) ein gemalter Grabstein mit meinem Geburtsdatum und eine willkürlichen Todesdatum, welches glücklicherweise schon ein paar Jahre in der Vergangenheit liegt, und an den Scheiben meiner Vitrine läuft Kunstblut herunter. Wie ihr euch denken könnt, trifft die Einrichtung nicht mehr ganz meinen heutigen Geschmack aber trotzdem fühle ich mich noch immer pudelwohl. Wenn ich weg bin, dann wohnt unser Kater in meinem Zimmer, der immer, wenn ich zu Besuch bin etwas trotzig seinen Platz im Bett behauptet.

Es ist mir damals schwer gefallen meine Heimat zu verlassen. Ich habe ein tolles Verhältnis zu meinen Eltern, meinen Brüdern, meinem Cousin und meinen Großeltern, die alle in diesem Dorf leben. Als ich auszog, war mein kleiner Bruder gerade einmal 7 und der Abschied war tränenreich.

Bis heute komme ich gerne zurück. Irgendwie ist noch immer alles so wie früher. Die meisten Leute wohnen noch immer dort und das Dorfleben ist freundschaftlich und aktiv.

Höhepunkt im Jahr ist die Kerwe, euch eventuell auch als Kirchweih bekannt. Für vier Tage ist Ausnahmezustand. Im ehemaligen Schulhof wird getrunken, es gibt eine Kerwedisco, Oldieabend, einen Kerweumzug und eine Kerwejugend, die alte Traditionen am Leben erhält. Ein Kerwebaum wird aufgestellt, ein Umzugswagen gebaut und eine Rede geschrieben, in der alle Missgeschicke und Vorkommnisse des vergangenen Jahres in Mundart versammelt sind und am Sonntag vorgelesen wird. Ganze elf Jahre war ich Teil dieser Jugend und habe jahrelang diese Rede mitvorgelesen. Für die meisten von euch hört sich das alles sicher furchtbar an. Irgendwie haben Brauchtum und Tradition ja nicht selten einen negativen Beigeschmack. Aber ich kann aus vollstem Herzen sagen: Für mich ist das Heimat.

Wie gesagt, ich war dieses Jahr ganze zehn Tage dort, habe bei allen Vorbereitungen geholfen und war mittendrin. Für zehn Tage war ich „es Julsche“, die noch immer kleine Tochter, Schwester und Teil der Dorfgemeinschaft. Und ich habe es genossen.

Hier kenne ich Geschichten zu allen Häusern, jeder Ort ist mit Erinnerungen gespickt. Es gibt kein fremd, kein anonym.

Und jetzt bin ich zurück, in der riesigen Stadt, dem Moloch, in dem ich mich genauso zu Hause fühle. Ich habe den Krach vermisst, mein WG-Zimmer, meine Pflanzen auf dem Balkon und den Klunkerkranich. In Kalkofen bin ich „Ich“ und in Berlin genauso aber diese Ichs sind trotzdem unterschiedlich. Es ist irgendwie eigenartig, wirklich wie ein Doppelleben, aber das macht nichts. Ich brauche beide.

Nur dann, wenn Besuch aus der Heimat in Berlin ist, dann merke ich, wie diese Ichs aneinandergeraten, ins Stocken kommen und aus dem Tritt kommen. Meine Mutter brachte es letztens auf den Punkt, als wir gerade am Checkpoint Charlie durch die Menschenmassen spazierten: „Julsche, du führst ein Doppleleben. Wir kennen nur das Land und du bist überall zu Hause.“

2009.04.05. - Kalkofen 006

Ich hab keine Ahnung, wo ich einmal leben will. Ich kann mir beides vorstellen, Stadt und Land, doch entscheiden kann ich mich noch nicht. Ich liebe die Museen in der Stadt, die Bars und die unzähligen Möglichkeiten. Doch ich bin ein Landei. Wenn ich die Rapsfelder blühen sehe und das Weinbergshäuschen hinter dem Hügel erscheint, dann klopft mein Herz.

Es ist eigentlich genauso wie beim Reisen. Wenn ich inmitten einer Landschaft stehe, die ich bis dahin nur von Reiseführern kannte oder in Städten umherirre, die bis dahin nur ein exotischer Name in meinem Kopf waren, dann fühle ich mich so lebendig, wie sonst nie. Doch genauso gerne liege ich den ganzen Sonntag mit einem Buch auf der Couch und genieße das Daheimsein. Egal, ob in der Pfalz oder Berlin.

Ich lebe diesen Widerspruch im Moment gerne. Ich picke mir die Vorteile von allen Seiten heraus und warte, wohin es mich irgendwann verschlägt.

Ich führe ein Doppelleben, nur die Übergänge sind manchmal schwierig.

18 Kommentare

  • Francii

    Wirklich schöner Post & ich kann wirklich gut verstehen was du meinst.
    Ich lebe zwar noch Zuhause, auf dem Land, aber sobald ich mal in einer Großstadt zu besuch bin, fühle ich mich da nach nur wenigen Tagen wirklich heimisch und könnte mir genauso gut vorstellen dort zu leben.
    Nur die Familie zu verlassen, ist dann das was mir schwerfällt.
    Liebe Grüße
    Francii

  • Natalie

    Schöner Artikel, Du sprichst mir aus der Seele. Ich komme aus Norheim (neben Bad Münster), ca. 20 Minuten von Alsenz entfernt und lebe gerade in Friedrichshain. Ich hab es mir gewünscht in Berlin zu leben und ich liebe es. Aber wenn ich in die Heimat komme, ist es, als würde jemand einen warmen Mantel des Schutzes um mich legen, wenn ich aus dem Zug steige. Alles ist vertraut, an jeder Ecke hängt ein Stück Erinnerung. Wenn ich durch den Ort laufe, treffe ich wie früher, die Menschen vor ihren Häusern. Es ist klein und schön – ein Gefühl von Sicherheit und Beständigkeit – und trotzdem fühlt es sich sooo gut an, zurück nach Berlin zu fahren, dort wo mich ein Leben und ein Austausch weit über „mein Haus, mein Kind und Nachbars Vorgarten“ erwartet. Ich liebe beide Welten und ja, es fühlt sich oft wie ein Doppelleben an!
    Liebe Grüße Natalie

  • Vera Nentwich

    Liebe Julia,
    danke für deine Gedanken. Doch ist der Begriff „Doppelleben“ dazu wirklich passend? Ich kenne das Gefühl, dass du beschreibst. Auch wenn ich gar nicht so weit weg von meinem Geburtsort lebe, so ist das Gefühl beim Zurückkommen auch so, wie du es beschreibst. Aber ich merke dann immer, dass ich dort nicht mehr lebe. Es ist also kein Doppelleben. Ich bin viel mehr auf Besuch im Museum meines eigenen Lebens. Besonders intensiv war dieses Gefühl, als ich mein aktuelles Buch „Tote Models nerven nur“ geschrieben habe, das genau dort spielt und auch von einer jungen Frau handelt, die sich mehr und mehr gefangen fühlt.
    Herzlichen Gruß,

    Vera

  • Synke

    Wirklich schön deinen Beitrag zu lesen, während ich gerade in der Pfalz zu Besuch bin. Ich kann das gut verstehen. Es ist ja wirklich schön hier 😉

    Ich hatte dieses Gefühl auch ziemlich lange, aber mittlerweile habe ich an so vielen Orten gelebt. Und ich bin bereits mein halbes Leben aus der Heimat weg und mir fehlen in Wahrheit eher die Menschen. Wenn mir Berlin auf die Nerven geht, sehne ich mich dagegen einfach nur mal nach Landleben. Irgendwo. Und das obwohl ich aus der Stadt komme.

    LG nach Berlin, Synke

    • Julia Schattauer

      Oh, da ist dein Kommentar ja tatsächlich im Spam gelandet. Schön, dass es dir in der Pfalz gefallen hat ;). Das mit den Menschen stimmt natürlich total. Ich glaube das Spezielle bei mir ist, dass meine ganze Familie an diesen einen Ort gebunden ist, deshalb ist Familie für mich gleichbedeutend mit „Kalkofen“.
      Liebe Grüße an dich!

  • Wibke Akosua

    Toller Artikel, liebe Julia. Du sprichst mir da mit deinen Gedanken aus der Seele und würde man in deinem Text Kalkofen mit Lampertheim bzw. Landau und Berlin durch Accra ersetzen, trifft er genau auf mich zu. Mir geht es da ein bisschen wie dir. Früher dachte ich immer, ich könnte nie in einer Großstadt leben. Der Lärm, das Gewusel auf den Straßen, die Hektik, die Großstädte oft versprühen,all das war für mich unvorstellbar, ist es hier ja schon ein kleines Highlight, wenn ein Auto unsere Spielstraße (wo, außer auf den Dörfern, gibt es die heute schon noch?) entlang fährt oder mal ein Traktor zu hören ist. Hat man dann aber mal Großstadtblut geleckt, entdeckt man, dass einem das Leben dort doch eigentlich auch gut liegt.Ich zumindest mag dieses Doppelleben zwischen Dorf und Großstadt.
    Liebe Grüße,
    Wibke

  • Ilona

    Ich bin einige Jahre später von Zuhause weggezogen. Es war auch kein kleines Dorf, sondern eine solide Kleinstadt, in der es immerhin eine Uni gab, wo ich auch studiert habe.
    Wenn ich jetzt zurückkehre, kenne ich dort eigentlich niemanden mehr. Naja, fast niemanden. Ein paar Leute aus der Uni-Zeit sind geblieben, die meisten sind verstreut. Meine Familie ist noch dort und nach und nach hat meine Mutter die von mir damals bewohnten Zimmer übernommen und umgestaltet. Am Anfang fand ich das irgendwie gemein, dass ich „mein Zimmer“ nicht mehr habe. Jetzt habe ich andere Zimmer, die ich bewohnen kann – und die viel mehr meinem Geschmack entsprechen.
    Wenn ich Freunde zuhause treffe, dann meist deshalb, weil alle zusammen kommen. Z.B. für die Kerwa – die bei uns auch ein Höhepunkt ist. Da kommen sie alle von überall her und wir treffen uns und es ist wie in Studienzeiten – naja etwas, wir halten nicht mehr solange durch und vertragen nicht mehr so viel.
    Aus der Schule ist niemand geblieben und dass ich meine Stadt jetzt umso lieber mag, liegt daran, dass ich damals von dort weg bin. Ich bin übrigens nicht weinend von dort gegangen, sondern war froh, endlich gehen zu können. Der Abstand tat gut und heute hätte ich auch kein Problem mehr damit, dort eine STelle zu finden und dort zu arbeiten. (Landleben scheidet bei mir aber rigoros aus *schauder* 😉 )

    Ja, soviel zu mir. Ich habe gar kein Doppelleben. Ich habe ein Leben und das folgt mir, auch wenn ich zuhause zu Besuch bin. Weiß gar nicht, wie ich das anders formulieren könnte. Alles daheim hat sich dem heutigen Zustand angepasst, sogar die Zimmer, die ich jetzt bewohne entsprechen meinem heutigen ICH. Meine sozialen Kontakte tun dies auch.

    Ähnliche Ausgangssituationen können zu so unterschiedlichen GEschichten führen 🙂

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